Gaby Köster mit Witz und direkter Art für Frauenrechte

Nach ihrem Schlaganfall ist Gaby Köster zum ersten mal wieder mit einem Soloprogramm auf Tour — und überzeugt.

Gaby Köster mit Witz und direkter Art für Frauenrechte
Foto: dpa

Eigentlich hat sich Gaby Köster auf der Bühne immer am Wohlsten gefühlt. Die Komikerin, die in den späten 90er Jahren neben Bühnenauftritten mit den Comedysendungen „Ritas Welt“ und „7 Tage, 7 Köpfe“ große Bekanntheit erlangte, hielt sich aufgrund eines Schlaganfalls und seiner Folgen für mehrere Jahre aus der Öffentlichkeit raus. Nach dem sie diese Zeit mit Büchern verarbeitete, kehrte sie 2018 mit dem Solo-Programm „Sitcom“ auf die Bühne zurück und füllte am Montagabend auch den Saal im Palais Wittgenstein.

Da die Veranstaltung im Rahmen des internationalen Frauentages stattfand, der in Düsseldorf den gesamten März lang gefeiert wird, begann die Veranstaltung aber mit überraschend ernsten Worten, seitens der Gleichstellungsbeauftragten Elisabeth Wilfart: „Es wird manchmal diskutiert, ob die Gleichberechtigung nicht schon erreicht wurde. Wenn man bedenkt, dass zum Beispiel 100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechtes nur 8,2 Prozent der Oberbürgermeister weiblich sind, erkennt man Mängel, auch ohne überzeugter Feminist zu sein.“

Köster war im Anschluss dafür verantwortlich, zu beweisen, dass Feminismus und der Kampf um die Gleichstellung zwischen Mann und Frau auch mit Humor und ohne erhobenen Zeigefinger funktionieren. Sie persiflierte sexistische Klischees, basierend auf angeblichen genetischen Unterschieden, indem sie einfach umdrehte, und Männern vorwarf, mit zwei Aufgaben gleichzeitig überfordert zu sein, wenn eine davon stets Atmen ist.

Ihren Schicksalsschlag thematisierte sie hingegen gar nicht, und dass sie immer noch körperlich beeinträchtigt ist, ist kaum zu sehen.

Stakkatoartig reiht sie ohne sichtliche Anstrengung über eine Stunde lang Anekdoten und schräge Alltagserfahrungen aneinander und erzählt von ahnungslosen Taxifahrer, die sie nach dem Weg fragen, und Postboten, die melden, dass niemand angetroffen wurde, noch bevor sie geklingelt haben: „Die Kinder, die früher Klingelstreiche gespielt haben, arbeiten wohl heute alle bei der Post.“ Auch Düsseldorf kam bei der gebürtigen Kölnerin nicht ungeschoren davon, selbst wenn sie betont, dass die Fahrt „gar nicht so sehr weh getan habe“.

Gerade die Alltagsgeschichten lösten Gelächter beim Publikum aus, das vorwiegend aus alten Fans der Komikerin bestand. Die 58-jährige Heike Bauer verfolgte schon vor 30 Jahren Kösters Auftritte bei den alternativen Stunksitzungen und mochte ihre freche, bodenständige Art bei den gesellschaftskritischeren Karnevalsveranstaltungen.

Doch auch Besucher, die vorher noch keine Fans von Gaby Köster waren, ließen sich überzeugen. „Ich habe über das Heinrich—Heine-Institut, welches den Auftritt mitveranstaltete, von dem Abend mitbekommen, und mir daraufhin Clips von Gaby Köster angesehen“, erklärt der 60-jährige Matthias Schwarz, der sie vorher gar nicht kannte: „Ich fand den Auftritt aber sehr gut. Sie hat nichts von ihrem Humor verloren. Zumal sie ihren Schicksalsschlag gar nicht thematisiert hat. Sie hat einfach da weiter gemacht, wo sie vorher aufhörte.“ Anstatt, dass sie also handzahmer wurde, stellt sie in einer Abschlussdiskussion über den internationalen Frauentag klar, dass ihr die Jugend nicht frech genug sei, wenn es zum Beispiel um den Kampf um die Gleichstellung gehe.

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