Fußgänger-Unfälle: Letztes Mittel Massen-Aufklärung

An der Kölner Landstraße etwa wurde technisch alles für die Sicherheit getan. Es bleibt ein Risiko: der Leichtsinn.

Düsseldorf. Im Rasen des Bahnübergangs steckt eine Grablaterne, in der noch immer eine Kerze leuchtet. Im März 2001 ist hier an der Ecke Kölner Landstraße/ Leichlinger Straße eine 59-Jährige unter eine Bahn geraten. Sie starb.

"Trotzdem laufen die Menschen hier quer über die Fahrbahn und die Gleise; an den Umlaufgittern vorbei statt hindurch." Jürgen Ziehe ist Fahrgastbetreuer bei der Rheinbahn und an diesem Tag unterwegs, um Fußgänger über das richtige Verhalten im Verkehr aufzuklären.

Die Kölner Landstraße ist gefährlich für Fußgänger und Radfahrer: Am 14. Januar 2008 läuft ein elfjähriger Junge am Werstener Kreuz bei Rot vor ein Auto und wird schwer verletzt, am 20. Juni 2008 passiert das Gleiche einer 22-Jährigen.

Am 30.Juni 2007 läuft ein Zehnjähriger an der Ickerswarder Straße vor ein Auto, am 27. Juli 2006 ein 80-Jähriger am Werstener Feld. Allein am Bahnübergang in Höhe der Straße Hinter den Höfen starben in gut zwei Jahren zwei Menschen: Ein 86-Jähriger im Januar 2007, ein 45-Jähriger im vergangenen März - seine Verlobte wurde schwer verletzt.

Inzwischen ist an der Kölner Landstraße viel passiert - für die Sicherheit. Alle Übergänge wurden geprüft, Piktogramme, Blinklichter, Umlaufgitter, Gongs hinzugefügt. Dass am Dienstag 50 Mitarbeiter der Rheinbahn und der Verkehrsüberwachung an allen Ampeln entlang der Kölner Landstraße warnende Worte an Fußgänger richteten, ist dennoch Signal einer gewissen Ratlosigkeit.

"Technisch sind wir am Ende der Fahnenstange. Mir fällt nichts mehr ein", gibt Roland Hahn vom Amt für Verkehrsmanagement zu. "Jetzt ist die Eigenverantwortung gefragt. Und die Beachtung von Regeln."

Anpfiffe an Rotsünder verteilten Jürgen Ziehe und seine Mitstreiter am Dienstag nicht. Sie sollten vielmehr das Bewusstsein für die besondere Verletzlichkeit von Menschen zu Fuß stärken. "Die Leute haben die rote Ampel vor Augen und rennen doch los, um noch ihre Straßenbahn zu erreichen", hat Ziehe beobachtet. "Das sind vor allem ältere Menschen, und sie zeigen sich besonders uneinsichtig."

Für Hahn "ein Zeichen, dass wir solche Aktionen wiederholen müssen". Etwa an der Luegallee, die mit ähnlich zahlreichen Überwegen ebenfalls eine Gefahrenquelle darstellt. Und ganz besonders jetzt. Hahn: "Der November ist der unfallträchtigste Monat im Jahr." Er könnte den bislang positiven Trend brechen: Auf der Kölner Landstraße etwa hat es in diesem Jahr laut Polizei "nur" vier Unfälle mit Fußgängern gegeben. 2008 waren es 16.

Ein Zeichen, dass die technische Aufrüstung durchaus einen Effekt hat. Deshalb setzt Hahn auch weiterhin darauf. An der Unterrather Straße etwa, wo am 9.Oktober eine 86-jährige Frau tödlich verunglückte, soll bis Ende November eine zusätzliche Ampel stehen. Die Stresemannstraße, aus der ein Radfahrer Anfang September vor eine Straßenbahn fuhr und starb, erhält bald ein Umlaufgitter, das Radler bremsen soll.

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