Furioser Elfenzauber

Klaus Maria Brandauer und Klangverwaltung unter Enoch zu Guttenberg mit Mendelssohns „Sommernachtstraum“ in der Tonhalle.

Furioser Elfenzauber
Foto: Susanne Diesner

William Shakespeares „Sommernachtstraum“ wimmelt von Fantasiegestalten. Elfen, Esel, Adlige aus mythischer Zeit mischen sich zu einem bunten Reigen voller Komik und romantischer Verwirrung. Im 19. Jahrhundert stand das Stück hoch im Kurs. Der 17-jährige Felix Mendelssohn Bartholdy hat sich zu einer Ouvertüre erkühnt, die seinen frühen Ruhm begründete. 17 Jahre später schuf der Komponist eine ganze Schauspielmusik zu Shakespeares Lustspiel.

Burgschauspieler Klaus Maria Brandauer hat aus der berühmten Schlegel-Übersetzung des „Midsummer Night’s Dream“ eine ganz besondere Textfassung erstellt, die Mendelssohns Schauspielmusik angepasst ist. Es handelt sich sozusagen um eine melodramatische Zusammenfassung der Shakespeare-Komödie. Nun gastierte Brandauer mit dem Orchester der Klangverwaltung, der Chorgemeinschaft Neubeuern und zwei Gesangssolistinnen unter der Leitung des Dirigenten Enoch zu Guttenberg mit diesem musikdramatischen Zauberreigen in der Tonhalle.

Star des Abends ist ganz klar Klaus Maria Brandauer, der die Dialoge nicht einfach nur rezitiert, sondern die Figuren zum Leben erweckt. Er benötigt dafür kein Kostüm und kein Bühnenbild. Allein Mimik, Gesten und Stimme reichen aus, um die lustigsten Gestalten vors geistige Auge zu führen. Er kann sich mit Handzeichen und verstellter Stimme in einen Esel verwandeln, ohne dass es bemüht oder übertrieben wirkt. Auch trifft er den Charakter des fliegenden Kuriers Puck allein durch helle, luftige und koboldartige Vokallaute. Ob der großspurige Elfenkönig Oberon oder seine Gattin Titania - jede Figur erhält eine ganz eigene Identität. Das ist schauspielerische Verwandlungskunst, über die nur wenige Mimen verfügen.

Dabei war Brandauer gar nicht besonders gut bei Stimme. Eine November-Erkältung habe ihn heimgesucht, entschuldigte sich der Schauspieler vorab beim Publikum. Die leichte Indisposition tat dem Hörvergnügen aber keinen Abbruch.

Außerdem gab es ja noch die Instrumental- und Vokalmusik. Enoch zu Guttenberg erwies sich als aufmerksamer Koordinator, was in dieser recht komplex ineinander verwobenen Melodramfassung eine Herausforderung ist. Der Chor und die Solistinnen sangen tadellos, und das Orchester der Klangverwaltung, das teilweise aus Mitgliedern verschiedener Orchester gehört und nur projektbezogen zusammenkommt, musizierte akzentuiert, frisch und munter.

Dass dieses Orchester keinem regelmäßigem Drill unterzogen ist, merkt man aber auch. Zwar spielen alle Musiker virtuos, doch der Zusammenklang gerät mitunter grobkörnig. Mancher Einsatz tendiert zur Zerfaserung.

Das fiel besonders vor der Pause auf in Ludwig van Beethovens Achter Symphonie. Zwar legt sich der Dirigent auch hier schwer ins Zeug mit energischen Einsätzen, doch gerade bei diesem heiteren Zwischenhoch des späten Beethoven hätte man sich ein feineres Klangbild gewünscht. Leider klatschte das Publikum auch noch nach jedem Satz, was der Geschlossenheit der Komposition nicht gerade dienlich war. Der „Sommernachtstraum“ nach der Pause riss aber dann alles wieder raus. Begeisterter Beifall im gut besuchten Mendelssohn-Saal.

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