Freihandel mit Japan: Düsseldorfer Wirtschaft sieht „Riesen-Potenzial“

Wenn bald die Zölle fallen, winkt viel Wachstum. OB Geisel hat auch Nippons Unternehmen in London im Visier.

Freihandel mit Japan: Düsseldorfer Wirtschaft sieht „Riesen-Potenzial“
Foto: Stadt D’dorf/ U. Schaffmeister

Düsseldorf. Europa, Deutschland, NRW und Düsseldorf haben ein gemeinsames wirtschaftliches Interesse und Ziel: den Handel mit Japan zu liberalisieren und so massiv auszuweiten. Auch und gerade als leuchtendes Gegensignal zu den USA unter dem Abschotter Donald Trump. Und dabei sollen die regionale und die lokale Ebene vorneweggehen, das machten OB Thomas Geisel und NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) am Frietag im Rathaus klar, als sie gemeinsam mit deutschen und japanischen Wirtschaftsvertretern aus Düsseldorf das ausgehandelte Freihandelsabkommen „Jeepa“ zwischen der Europäischen Union und Japan bejubelten.

Wird die dort vereinbarte Senkung und/oder Beseitigung von fast allen Zöllen und nicht-tarifären Handelshemmnissen (z.B. technische oder rechtliche Vorschriften und Normen) politisch wie erwartet abgesegnet, profitierten beide Seiten mit einem handfesten Wirtschaftswachstum, versicherte Pinkwart. Geisel sprach von einem „Meilenstein für Düsseldorf als wichtigstem Japan-Standort in Deutschland“. Dass das Potenzial im Handel mit Nippon gewaltig ist, liegt schon daran, dass das Niveau bislang so erstaunlich bescheiden ist. „Das Abkommen ist bitter nötig“, sagte IHK-Präsident Andreas Schmitz mit Verweis auf die mageren Im- und Exporte zwischen Deutschland und Japan, die wechselseitig gerade mal drei Prozent ausmachen. Eben weil Zölle und andere Barrieren Japans Auto- und Elektroindustrie oder Deutschlands Pharma- und chemische Industrie so stark behindern.

Düsseldorf, seit jeher der — nach London — wichtigste Standort für Japaner in Europa mit derzeit 405 japanischen Unternehmen (NRW: 617) und gut 7600 Einwohnern aus Nippon (NRW: 14 900), will noch mehr: „Natürlich sprechen unsere Wirtschaftsförderer auch mit japanischen Unternehmen, die ihre Europa-Zentrale noch in London haben“, sagte Geisel. Noch besser seien die Chancen für eine Ansiedlung am Rhein bei den Firmen, die ganz neu nach Europa kommen wollten, fügte Andreas Schmitz an, „denn nach dem Brexit wollen sicher nicht mehr viele an die Themse“. Ja, Düsseldorf stehe gewiss weit oben auf der Ansiedlungs-Wunschliste, versicherte Masaru Abe von der japanischen Industrie- und Handelskammer.

Bereits in den letzten Jahren ist Japan in Düsseldorf wieder gewachsen, seit 2012 kamen im Schnitt 23 neue Unternehmen aus Nippon an den Rhein. Davor lag eine gewisse Stagnationsphase, in der chinesiche Unternehmen auf Expansionskurs gegangen waren — auch und gerade auf traditionell „japanischem“ Territorium im Linksrheinischen. Diese Dynamik werde durch den bald liberalisierten Handel rasant an Fahrt gewinnen, ist auch der japanische Generalkonsul Ryuta Mizuuchi sicher. Er brach das von der großen Exportwirtschaft herunter auf den kulinarischen Austausch für die Bürger: „Wir können dann viel leichter Altbier, Killepitsch und Senf einführen und ich hoffe, die Düsseldorfer kaufen dafür mehr Sake und japanische Speisen.“

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