„Frauen müssen sich am Theater härter durchkämpfen“

Kerstin Bruhn spielt in der Komödie an der Steinstraße in „Ein Traum von Hochzeit“. Im Gespräch zeigt sie weitere Seiten von sich.

„Frauen müssen sich am Theater härter durchkämpfen“
Foto: Conny Di Pasqua

Sie singt und tanzt, choreografiert und moderiert — und spielt Theater. „Um sich heute als freischaffender Bühnenkünstler über Wasser halten zu können, muss man vielseitig sein“, sagt Kerstin Bruhn, die sogar in einer Helene-Fischer-Covershow tanzt. Zudem ließ sie sich als Tanzlehrerin, Visagistin und Kosmetikerin ausbilden. So erscheint die 1981 in Oberhausen geborene Schauspielerin, die ab 27. September in der neuen Produktion in der Komödie „Ein Traum von Hochzeit“ zu sehen sein wird, perfekt geschminkt. Der richtige Lidstrich, das geeignete Make-up: „Als Visagistin werde ich häufig auch von Schauspielerkollegen angeheuert.“

Im Theater an der Steinstraße wird Bruhn nicht nur in der ersten Premiere der Saison auftreten, sondern auch in „Drei Männer im Schnee“ (ab 10. Januar 2018) und bei der Wiederaufnahme der Erfolgsproduktion „Mausefalle“. Dass einige Schauspieler wiederholt auf dem Komödien-Spielplan auftauchen, ist neu. Ein kleines Ensemble zu bilden, das in der Näher wohnt und über das das Boulevard-Theater jeder Zeit verfügen kann, das ist das Ziel von Theaterchefin Katrin Schindler, die Kerstin Bruhn nach Düsseldorf engagierte.

Deshalb sei sie vor zehn Monaten in die Landeshauptstadt gezogen. Und fühlt sich wohl in ihrem Appartement in Pempelfort. Sie stöhnt aber: „Wenn man soweit kommt, in Düsseldorf endlich einen Mietvertrag zu unterschreiben, ist die Prozedur sehr kompliziert und aufwendig. Man bekommt das Gefühl, als wolle man eine Immobilie auf der Kö erwerben.“ Dennoch sei sie in Düsseldorf angekommen, hat ihre Familie in Oberhausen, also knapp 40 Auto-Minuten entfernt.

Ein Familienmensch sei sie, „wenn ich auch noch keine eigene habe.“ Irgendwann werde schon der Richtige kommen, meint sie. Zuvor lebte sie sechs Jahre in der Domstadt, einige Jahre in Münster, davor in Berlin. Von der Spree her kennt sie Katrin Schindler: Sie war damals Geschäftsführerin im Theater am Ku’damm.

Wie kam Bruhn vom Ruhrpott nach Berlin? Als Jugendliche träumte sie von einer Ballettkarriere und absolvierte nach dem Abitur eine professionelle Ballett- und Musicalausbildung, in der sie auch in Gesang und Schauspiel unterrichtet wurde. Das war in Berlin. Dort lebte ihr damaliger Freund — ein Darsteller im Oberhausener „Tabaluga“-Musical, in den sie sich als Teenie verliebt hatte. Nach dem Ende der Jugend-Liebe verlangten ihre Eltern: „Mach’ mal was Vernünftiges!“ So wurde sie Tanzlehrerin für Gesellschaftstanz in Bottrop. Cha-Cha-Cha, Wiener Walzer, Disco-Fox etc. „Parallel dazu wuchs ich allmählich in die Schauspielerei hinein.“

Frauen müssten sich am Theater härter durchkämpfen, meint sie. Die meisten Rollen werden von Männern (Autoren) für Männer geschrieben. „Wenn sie gut aussehen und den Beruf beherrschen, bekommen sie schnell Engagements und haben Erfolg.“ Vielleicht, weil im Publikum überwiegend Frauen sitzen, die gerne Männer auf der Bühne sehen, oder sie es sind, die Theaterkarten kaufen. Dennoch freut sie sich, dass sie sich frei gestrampelt, mehrere Standbeine hat und deshalb „gut gebucht“ sei. Aber das erfordert von ihr nicht nur regelmäßigen Sport und körperliche Fitness, sondern auch permanente Kontaktpflege, „Klinkenputzen“, wie sie sagt, und Präsenz, u.a. bei Theater-Premieren und Roten-Teppich-Events. Dort müsse sie auch schon mal über ihren Schatten springen und einen Regisseur einfach anhauen „Hast Du was für mich?“ Auf die sieben Wochen als Freundin des Trauzeugen in der Hochzeitskomödie (mit Stefan Bockelmann in der Hauptrolle) freut sie sich. Der Bräutigam wacht neben einer Unbekannten auf. Und dann nehmen Gefühls-Chaos und Verstrickungen ihren Lauf. Mehr will sie nicht verraten.

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