Fotoserie zeigt Düsseldorfer Obdachlose in einem anderen Licht

Die Fotoagentur Getty Images und das Magazin Fifty-Fifty haben Obdachlose für eine Bilderserie in neue Rollen schlüpfen lassen. Der Erlös aus dem Verkauf der Bilder kommt den Betroffenen zugute.

Das englische „Repicturing“ lässt sich nicht mit einem Wort, sondern nur mit einer kleinen Geschichte übersetzen. Und die geht so: Das Unternehmen Getty Images verdient sein Geld damit, dass es Zeitungen, Agenturen und Firmen Fotos verkauft. Zu den beliebtesten Motiven zählen dabei Berufsgruppen, die sofort als solche zu erkennen sind, zum Beispiel Geschäftsmänner, Köche oder Ladenbesitzer. Als Models für frische Fotos engagierten die Fotografen Obdachlose aus Düsseldorf. Diese nahmen die neuen Rollen an und erzeugten so in mehrfacher Hinsicht ein neues Bild. Es geht um veränderte Wahrnehmung. Das meint Repicturing.

Fotoserie zeigt Düsseldorfer Obdachlose in einem anderen Licht
Foto: RepicturingHomeless/Getty Images

„Anstatt klischee-übliche Fotos der Verzweiflung und Armut von Obdachlosen zu zeigen, versuchen wir mit unserer Kampagne, Menschen zu überraschen und zum Nachdenken zu animieren“, erklärt Darren Richardson von der Düsseldorfer Kommunikationsagentur Havas, die ebenso an dem Projekt beteiligt war wie das Obdachlosenmagazin Fifty-Fifty. Dessen Gründer Hubert Ostendorf erklärt, dass viele Bürger Obdachlose als hilflos und verzweifelt wahrnehmen, aber auch keinen Weg wissen, ihnen nachhaltig zu helfen. „Bei diesem Fotoprojekt geht es darum zu zeigen, dass das, was gesellschaftlich verachtet wird, durchaus einen Wert hat.”Alle Einnahmen aus Verkauf und Lizenzierung der Bilder geht an Fifty-Fifty und kommt den Obdachlosen in Düsseldorf zugute.

Die Models hatten Spaß an der ungewohnten Arbeit. „Ich fühle mich wie ein neuer Mensch. Die Teilnahme hat mir wirklich Spaß gemacht. Wirklich“, sagt Karl-Heinz Josef Hense, der aus Kaiserswerth kommt und seit 20 Jahren obdachlos ist. Karl-Heinz Hasenjaeger, der als Kreativer posierte, hat das ähnlich empfunden: „Beim Fotoshooting fühle ich mich wieder lebendig. Ein Gefühl, das ich früher einmal kannte.“ Vanessa Köpper ist auf den Fotos als Kellnerin zu sehen: „Ich habe in meinem Leben nicht viel gemacht. Mehr als zehn Jahre verbrachte ich auf der Straße und schlief draußen zusammen mit meinen Freunden. Das heute ist eine komplett neue Erfahrung für mich.“

Getty Images hat in den vergangenen Jahren einige Aktionen gestartet, um Stereotypen abzubauen. Das ist zum Teil schon an den Namen der Projektpartner zu erkennen, etwa Sheryl Sandbergs Lean In Org, Refinery29, Muslimgirl.com oder Be Vocal. Durch die Kampagnen wurden Themen wie Gender, Rasse, psychische Krankheiten, sexuelle Orientierung und Religion neu diskutiert. Repictured eben.

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