Flughafen: „Durchbruch ist geschafft“

Flughafenchef Thomas Schnalke zum Chaos im Security- und Gepäckbereich und der Zukunft von Löwensenf.

Flughafen: „Durchbruch ist geschafft“
Foto: dpa (2), SL

Herr Schnalke, das Image des Flughafens hat zuletzt sehr gelitten — wie ist aktuell die Lage?

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Thomas Schnalke: Zwei Dinge sind mir sehr wichtig: Erstens entschuldigen wir uns als Flughafen ausdrücklich bei unseren Passagieren, die unter der Situation gelitten haben. Zweitens: Ich glaube, dass wir jetzt einen Durchbruch erzielt haben. Kötter hat am Freitag nach wochenlangem Drängen unsererseits erstmals zugegeben, dass es die geschuldeten Leistungen nicht erbringen kann. Das war die Voraussetzung dafür, dass die Bundespolizei auch andere Security-Dienstleister beauftragen konnte. Das ist geschehen, zudem haben rund 20 eigene Mitarbeiter von uns freiwillig mitgeholfen, etwa bei der Wannenrückführung. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Dadurch hat sich die Lage deutlich entspannt.

Aber wie lange bleibt sie entspannt? Aushilfen sind doch keine Dauerlösung.

Schnalke: Ja, das sind alles Notmaßnahmen. Wobei Securitas hoffentlich auch länger zur Verfügung stehen kann. Deshalb fordern wir ja zusätzlich eine langfristige Änderung: Wir wollen, dass der Flughafen selbst verantwortlich wird für die Ausschreibung der Security und ihre Steuerung.

Warum soll dadurch alles besser werden? Der Flughafen hat schließlich noch andere Probleme, etwa die oft immensen Verzögerungen bei der Gepäckabfertigung.

Schnalke: Wir können sicher besser als der Bund mit seinem Beschaffungsamt die Qualitätsmaßstäbe für Security beurteilen, zumal wir tagtäglich mit ihren Erfordernissen konfrontiert sind. Zum anderen funktioniert unsere Personaldisposition, etwa im Busverkehr, für den wir verantwortlich sind, um Längen besser als aktuell bei der Security.

Warum hat es so lange gedauert, bis der Flughafen in die Öffentlichkeit gegangen ist wegen der Missstände? Es konnte der Eindruck entstehen, dass Sie erst reagiert haben, als OB Geisel und einige Landtagsabgeordnete in der Warteschlange steckenblieben und Rabatz machten.

Schnalke: Sie können sicher sein, dass wir schon seit langer Zeit intensive Gespräche mit Kötter und der Bundespolizei geführt und Gegenmaßnahmen eingefordert haben. Kötter hat auch stets Lösungen zugesagt, etwa die Hilfe von befreundeten Dienstleistern. Nur: nichts davon ist Realität geworden. Freilich mussten wir Kötter schon Zeit zum Nachbessern der Defizite geben. Wir haben die Möglichkeit dazu nicht, zumal wir gar nicht ihr Vertragspartner sind, sondern die Bundespolizei. Im Übrigen handeln wir nicht nur, wenn etwas darüber in der Zeitung steht.

Der Passagierzuwachs war doch lange absehbar.

Schnalke: In der Tat, schon unsere Prognose im August 2016 war sehr nah an der Realität des Sommers 2017, die Abweichung lag nur 3,7 Prozent unter dem Ist. Das Defizit bei der Mitarbeiterbestellung von Kötter liegt bei 20 bis 30 Prozent, daran sieht man doch sehr deutlich, wo das Problem liegt: An einer eklatanten Schlechtleistung von Kötter. Nur die hat zu den Schlangen in unserem Terminal geführt.

Muss man über einen Ersatz für Kötter nachdenken?

Schnalke: Ich meine: Ja. Hätten wir als Flughafen ein Vertragsverhältnis mit Kötter, hätten wir gewiss Konsequenzen gezogen. Aber das ist wie gesagt nicht der Fall. Wir möchten de jure dafür verantwortlich sein, wofür wir de facto in der Öffentlichkeit verantwortlich gemacht werden.

Nun wollen Sie noch wachsen, beantragen zusätzliche Slots in den verkehrsreichsten Stunden des Tages. Dafür müsste die Infrastruktur des Flughafens mitwachsen.

Schnalke: Das tut sie doch. Wir können durchaus noch mehr Passagiere bewältigen. Der Flughafen funktioniert. Dass wir Spitzenzeiten schaffen, haben wir doch zuvor oft bewiesen. Es muss das Personaldefizit beim Sicherheitsdienstleister behoben werden.

Beim Gepäck gibt es jedoch ebenfalls seit langem Probleme, da kommen Sie auch nicht weiter.

Schnalke; Beim Be- und Entladen der Jets haben bei uns zwei externe Dienstleister 95 Prozent des Marktes. Aber: nicht wir bestellen sie, sondern die Airlines. Und die sind sehr kostenbewusst, nehmen die günstigeren Anbieter. Es ist dasselbe wie bei der Security: Wir als Flughafen haben keinen direkten Zugriff auf die Gepäckabfertiger bis auf einige Grundregeln, deren Einhaltung wir messen und bei Zuwiderhandlung mit Strafen belegen.

Stichwort Verspätungen: Gerade erst landete Düsseldorf nur hinter Tegel bei der Pünktlichkeit ganz hinten.

Schnalke: Das liegt vor allem an der Air-Berlin-Situation mit den durch Abfertigungsprobleme verursachten Verspätungen in Berlin — die schwappen natürlich auch auf Düsseldorf über. Wir nehmen das Thema Verspätungen, vor allem in der Nacht, sehr ernst und diskutieren es mit den Fluggesellschaften und den anderen Dienstleistern im Flugprozess. Ganz aktuell im August haben sich die Zahlen bei den Nachtlandungen gegenüber dem Vorjahr stabilisiert.

Anderes Thema: Die Stadt will Ihnen das Flughafen-Areal verkaufen. Wann wird das konkret?

Schnalke: Dazu kann ich Ihnen heute nichts sagen. Das Thema ist sicherlich im Gespräch, aber zur Zeit offen.

Was ist mit Löwensenf? Muss die Fabrik 2019 am Flughafen verschwinden?

Schnalke: Wenn es nach uns geht, nicht. Wir möchten gerne, dass Löwensenf bleibt. Dazu gehört eine Einigung über die Mietkonditionen. Die Verhandlungen dazu laufen.

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