400 Flüchtlinge sollen in die Bergische Kaserne einziehen Flüchtlingsunterkünfte:„Provisorium ist viel zu teuer“

Bis Jahresende sollen rund 400 Flüchtlinge in die Bergische Kaserne einziehen. Am Abend informierte die Stadt im Detail. Kritiker sehen vor allem zu hohe Kosten.

400 Flüchtlinge sollen in die Bergische Kaserne einziehen: Flüchtlingsunterkünfte:„Provisorium ist viel zu teuer“
Foto: bes / Young

Düsseldorf. Im Osten der Stadt war stets viel los, wenn die Stadt über neue Flüchtlingsunterkünfte berichtet. Am Donnerstagabend zeigte sich, das Interesse lässt nach. Kamen vor anderthalb Jahren noch 600 Bürger in die Aula des Gerresheimer Gymnasiums am Poth, waren es am Donnerstag höchstens 100. Sie wurden auf Stand in einer unendlich wirkenden Geschichte gebracht: der Belegung der Bergischen Kaserne in Hubbelrath mit Flüchtlingen.

400 Flüchtlinge sollen in die Bergische Kaserne einziehen: Flüchtlingsunterkünfte:„Provisorium ist viel zu teuer“
Foto: Sergej Lepke

Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch und Birgit Lilienbecker vom Amt für Gebäudemanagement stellten das Projekt vor: Ab Oktober werden Leichtbauhallen für 384 Flüchtlinge auf dem Sportplatz des Kasernengeländes errichtet, bezogen werden sie ab November. Es wird acht Unterkunftshallen für jeweils 48 Menschen geben, die sich selbst versorgen können, immer vier Personen teilen sich eine (abschließbare) Einheit, dazu kommen Aufenthalts- und Verfügungshallen, 40 Sanitär, drei Funktionscontainer (Pförtner, Lager etc.) und ein Kinderspielbereich. Die Betreuung der Flüchtlinge übernimmt die Diakonie.

Bei den Fragen drehte es sich schnell um die Kosten. Marco Schmitz (CDU) fragte, ob es nicht rentierlichere Lösungen gebe. Die CDU in der Bezirksvertretung 7 (u.a. Gerresheim, Knittkuhl) hatte die Belegung der Kaserne schon Ende Juni als „überflüssig“ abgelehnt, da in Nachbarstädten wie Duisburg tausende Wohnungen leer stünden, die besser als Unterkünfte benutzt werden könnten. Koch erklärte, dass Flüchtlinge aufgrund ausländerrechtlicher Regelungen nicht einfach von und zwischen Kommunen hin und her verteilt werden könnten.

Scharfe Attacken ritt wieder die Bürgerinitiative „Bergisches Viertel“. 2015 hatte sie sich vor allem dagegen gewehrt, dass angeblich zu viele Flüchtlinge auf zu engem Raum im Osten untergebracht würden, jetzt werden zu hohe Kosten angeprangert: „ OB Geisel handelt verantwortungslos, wenn er angesichts der extrem angespannten Finanzlage der Stadt drei Millionen Euro für ein einjähriges Provisorium ausgeben will“, heißt es in einer Pressemitteilung. Das sei reine Geldverschwendung.

Am Abend rechnet ein Vertreter vor, dass ein Flüchtling pro Monat fast 900 Euro kostet, bei einer vierköpfigen Familie seien das 3600 Euro: „Wie kann die Stadt das verantworten?“, fragte er. Koch zeigt sich gelassen-sachlich. „Wir legen die Kosten klar auf den Tisch und, ja, die Traglufthallen sind relativ teuer.“ Der Stadtrat müsse entscheiden. „Aber ansonsten müssen wir wie in Berlin oder Köln viele Turnhallen mit Flüchtlingen belegen.“ Jede Woche kämen 100 neue Flüchtlinge, zudem fielen bis Jahresende gut 1500 Unterkunftsplätze weg. „Deshalb brauchen wir Überbrückungslösungen wie diese Leichtbauhallen.“

Thomas Jarzombek, der CDU-Chef, verlangt rasch eine Entscheidung: „Das Hin und Her der Stadt muss endlich ein Ende haben. Bereits 2017 soll das Gelände von der Bundeswehr abgegeben und mit der in unserer Stadt dringend benötigten Wohnbebauung endlich begonnen werden, OB Geisel sollte deshalb lieber jetzt nach echten Alternativen suchen.“

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