Düsseldorf Flüchtlingskinder werden fit für die Schule

Kinder, die keinen Kitaplatz bekommen haben, werden von der Diakonie auf den Schulalltag vorbereitet.

Düsseldorf: Flüchtlingskinder werden fit für die Schule
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Hayeh vergräbt ihre Hände in der großen Handpuppe. Mit der flauschigen „Lisa“ klatscht sie im Takt zum Lied „Alle Leut’“, das das Ende der heutigen Stunde einläutet. Für die Fünfjährige und ihre Zwillingsschwester Annane ist es der zweite Besuch einer Kindertagesstätte in Deutschland. Vor eineinhalb Jahren kamen die beiden Mädchen mit ihren Eltern aus Afghanistan, wohnen seitdem in einer Flüchtlingsunterkunft in Lichtenbroich. Weil die Schwestern keinen Kindergartenplatz bekommen haben, verbringen sie dort die meiste Zeit. Ohne Kontakt zu deutschsprachigen Kindern.

Um Kinder wie Hayeh und Annane auf den Schulalltag vorzubereiten, hat die Diakonie jetzt ein Projekt in vier Kitas gestartet: Einmal in der Woche treffen sich Flüchtlingskinder, die keinen Kitaplatz bekommen haben, aber dieses oder kommendes Jahr eingeschult werden, mit deutschsprachigen Kindergartenkindern. Spiel-, Sprach- und Bewegungsangebote stehen in den Kleingruppen von bis zu sieben Kindern auf dem Programm.

Monika Vollmar-Braun, Leiterin der Kita Krahnenburgstraße

Aber auch Ausflüge sind geplant, etwa in die Grundschule, die die Kinder schon bald besuchen werden. „In den Kleingruppen geht es darum, die deutsche Sprache spielerisch zu erlernen, aber auch einfach darum, dass die Kinder untereinander in Kontakt kommen. Dass sich die zukünftigen Schulkinder aus Deutschland und die Flüchtlingskinder direkt besser kennen“, sagt Rehana Akhtar, die die Gruppe in der Kita Krahnenburgstraße ehrenamtlich betreut. Sie selbst kam im Alter von vier Jahren nach Deutschland. „Ich weiß also wie es ist, wenn alles neu und fremd ist. Das Projekt ist für mich eine Herzensangelegenheit“, sagt sie.

Das Projekt läuft bereits in Lichtenbroich, Hassels, Hellerhof und Gerresheim. In Oberbilk und Reisholz sind weitere Gruppen geplant. Der Bedarf ist weitaus höher, wie Monika Vollmar-Braun, Leiterin des Familienzentrums Krahnenburgstraße, weiß. „Wir haben 180 Kinder auf der Warteliste für einen Kitaplatz stehen. 120 Kinder davon haben Flüchtlingserfahrung.“ Der Ausbau des Projekts auf weitere Stadtteile und Kitas hängt vor allem auch davon ab, ob sich weitere Ehrenamtliche finden, die Kleingruppen betreuen möchten. „Die Ehrenamtlichen werden vor ihrem Einsatz von uns geschult. Sie bekommen auch einen Katalog an die Hand, mit Anregungen, Spielen und Reimen für die Kleingruppen“, sagt Linh Pham, die Koordinatorin des Projekts, die dank der finanziellen Unterstützung der Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West eingestellt werden konnte.

Den Zwillingen Hayeh und Annane ist anzumerken, dass sie das Spiel mit den anderen Kindern in einer Kita genießen. Hayeh spricht Noah auf Deutsch an, schnell greifen beide in eine Spielzeugkiste mit Autos - und streiten sich kurz darauf um einen roten Flitzer. Rehana Akhtar greift ein, schlichtet den Streit, und die Kinder spielen friedlich weiter. Alltag in einer Kita. Ein bisschen Alltag ist es nun auch für Annane und Hayeh.

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