Düsseldorf Flüchtling im Freiwilligendienst

In Syrien arbeitete Tarek al Kousa 19 Jahre als Pfleger. Sein Jahr als Freiwilliger könnte ihm zurück in den Beruf helfen.

Düsseldorf: Flüchtling im Freiwilligendienst
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Der Freiwilligendienst kann für Geflüchtete eine gute Chance zur Integration sein. Bei der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe (RWL) absolvierte der erste Jahrgang Geflüchteter so ein freiwilliges Jahr. Das Sonderprogramm „Bundesfreiwilligendienst mit Flüchtlingsbezug“, das sich in Kaiserswerth bewährt hat, läuft bis Ende 2018. Tarek al Kousa ist einer der 20 Geflüchteten, die in Kaiserswerth diese Chance genutzt haben. Der 39-Jährige, der vor gut drei Jahren aus Syrien geflohen ist, arbeitete dort 19 Jahre als Krankenpfleger. Nun würde er gern in Deutschland seinen Beruf ausüben. Aber bis dahin gilt es, noch einige Hürden zu überwinden.

„Nach meiner Flucht fehlt mir mein Diplom“, sagt al Kousa. Seit drei Monaten hängt er nun in der Warteschleife. „Ich will weiter lernen.“ Der Freiwilligendienst in der Notaufnahme des Florence-Nightingale-Krankenhauses war ein erster, wichtiger Schritt für den Syrer mit palästinensischen Wurzeln. Er erzählt: „Die Arbeit eines Krankenpflegers unterscheidet sich von der in Syrien. Ich habe im Freiwilligenjahr viel gelernt und die Kollegen waren sehr geduldig.“ Sein nächstes Ziel ist eine Ausbildung zum Krankenpfleger.

Immer noch gibt es bei der Integration und Nachqualifizierung von Geflüchteten zu viel Bürokratie. „Das ist eine Riesenbaustelle“, sagt Serap Güler, NRW-Staatssekretärin für Integration. Es müsse eine Möglichkeit gefunden werden, dass Geflüchtete bei der beruflichen Integration nicht bei Null anfangen müssten. Güler weiter: „Die Vernetzung mit den Bundesbehörden muss besser werden, wir müssen unbürokratischer herangehen und das Thema Integration mehr von der Dienstleistungs- und Serviceseite denken.“ Thomas Oelkers, Vorstand der Diakonie RWL: „Wir haben sehr positive Erfahrungen mit dem Programm gemacht. Geflüchtete sind sehr motiviert, wollen sich engagieren.“ Die Freiwilligen-Einsätze sind in Einrichtungen der Altenhilfe und in Krankenhäusern möglich, außer im Kinder- und Jugendbereich und in der Behindertenhilfe, wo ein Führungszeugnis erforderlich ist. Der Dienst kann in Voll- oder Teilzeit ausgeführt werden. Die Diakonie begleitet die Einsätze mit Beratung und Seminaren. Die monatliche Vergütung von 380 Euro wird bis auf etwa 50 Euro auf andere Leistungen aufgerechnet.

Pfarrer Klaus Riesenbeck, Sprecher des Vorstands der Kaiserswerther Diakonie: „Durch den Freiwilligendienst kommen die Geflüchteten in eine aktive Rolle, wo sie etwas für Menschen tun können. Das ist gelungene Integration.“

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