Düsseldorf Fleisch-Studie lässt Düsseldorfer kalt

WHO warnte vor dem Krebsrisiko durch rotes Fleisch — doch dem Umsatz der Fleischer in der Stadt schadet das nicht.

Düsseldorf: Fleisch-Studie lässt Düsseldorfer kalt
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Zu viel Fleisch ist nicht gesund, und der Verzehr von Wurst und Schinken begünstigt sogar die Entstehung von Darmkrebs, warnte jüngst die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Je mehr verarbeitete Fleischprodukte jemand isst, desto höher sei das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, sagen die Forscher, auch rotes Fleisch sei wohl krebserregend. Nach dieser Warnung war die Aufregung zunächst groß, doch offenbar lassen sich die Düsseldorfer ihren Appetit auf Fleisch und Wurst nicht verderben — wie die WZ-Umfrage jetzt zeigt.

„Das ist doch nichts Neues“, sagt Kult-Metzger Peter Inhoven aus Wersten. „Entscheidend ist, die Produktvielfalt bei der Ernährung zu genießen, Fleisch sollte nur ein Teil davon sein.“ Inhoven selbst isst nicht jeden Tag Fleisch: „Mindestens zwei Tage pro Woche ernähre ich mich vegetarisch!“, sagt er. „Wir müssen auf Qualität achten und Lebensmittel wertschätzen und ein gutes Stück Fleisch gehört dazu.“

Auch für seinen Kollegen Helmut Schlösser, der in vierter Generation die Traditionsmetzgerei in der Innenstadt führt, ist die WHO-Warnung kein Thema und hat zu keinen Umsatzeinbußen geführt: „Meine Kunden sind anspruchsvoll, leben zumeist sehr bewusst und essen nicht jeden Tag Fleisch.“ Krank mache die Menge und vor allem Billigfleisch: „Wenn man für ein Kilo Fleisch weniger bezahlt als für Hundefutter, dann sollte sich der Verbraucher fragen, was er da eigentlich gekauft hat.“ Es liege vieles im Argen bei der Fleischproduktion und es sei höchste Zeit für Rückbesinnung.

Frank Waskow, Lebensmittelexperte bei der Verbraucherberatung NRW in Düsseldorf, sagt: „Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät dazu, nicht mehr als 600 Gramm Fleisch pro Woche zu essen.“ Statistisch gesehen halten sich jedoch nur die Frauen an diese Vorgabe: „Männer essen mit 1100 Gramm pro Woche fast doppelt so viel“, berichtet Waskow. Aktuell sei ja nur verarbeitetes Fleisch, das etwa gepökelt, gesalzen oder geräuchert sei, als krebserregend eingestuft worden. „Durch Tabakrauch sterben weltweit jährlich eine Million Menschen, durch verarbeitetes Fleisch 34 000 Menschen — die Gefahr ist also deutlich geringer.“

Sven Schonewille und Nina Gerricsen essen beide Fleisch, allerdings unterschiedlich oft. Ihr Verhalten hat sich auch nicht durch die Studie verändert. „Ich esse jeden Tag Fleisch und Wurst. Das habe ich von meinem Vater“, sagt Schonewille. Seine Freundin Nina Gerricsen isst einmal pro Woche Fleisch: „Geflügel oder Fisch, aber die meiste Zeit ernähre ich mich vegetarisch.“

Carmen Keller (41) liebt auch nach der Veröffentlichung der Studie Wurst, Schinken und Co: „Auf meinem Teller sollte mehr Fleisch als Beilage sein.“ Dieter Schall (76) wiederum hat eigentlich eine Abneigung gegen Fleisch, isst es aber dennoch zwei- bis dreimal pro Woche: „Steak, Schnitzel oder Gulasch schmecken mir einfach. Der Grund für meine Abneigung sind die armen Tiere. Ich finde es so furchtbar, dass sie so elend leiden, bevor sie auf unseren Tellern landen.“

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