Gericht Finanzskandal bei der VHS: Buchhalterin vor Gericht

Eine 51-Jährige konnte jahrelang unkontrolliert schalten und walten. Ergebnis: Rund 1,4 Millionen Euro sind verschwunden. Die Angeklagte gesteht.

Gericht: Finanzskandal bei der VHS: Buchhalterin vor Gericht
Foto: Jonas Meister

Düsseldorf. Neun Jahre lang war die 51-Jährige völlig außer Kontrolle. Als Buchhalterin beim Landesverband der Volkshochschule war sie als einzige für die Buchungen zuständig. Als schließlich ein Wirtschaftsprüfer eingeschaltet wurde, kam es zu einem Skandal: 1,4 Millionen Euro soll die Frau veruntreut haben. Zwei ihrer Vorgesetzten mussten danach ihren Hut nehmen, denn ein großer Teil des Schadens war längst verjährt. So geht es im Strafprozess gegen die Buchhalterin und ihren vier Jahre jüngeren Ehemann vor dem Landgericht nur noch um 704 000 Euro, die das Paar veruntreut haben soll.

Im Januar 1999 hatte die gelernte Steuerfachgehilfin bei dem Landesverband angefangen und bekam bald eine Vertrauensposition: „Alle Buchungen liefen über mich. ich hatte auch keine Vertretung.“ Doch schnell wuchs ihr die Arbeit über den Kopf, zumal die 51-Jährige nebenbei auch noch ein Nagelstudio betrieb. Das war angeblich der Ausgangspunkt für die finanzielle Katastrophe.

Denn wegen der Überlastung („Ich habe auch an den Wochenenden gearbeitet“) kam die Buchhalterin nicht mehr dazu, die Steuererklärungen für das Nagelstudio zu machen: „Wir wurden dann immer geschätzt, obwohl wir gar nicht so viel verdient hatten.“ Die Buchhalterin begann damit, finanzielle Engpässe vom Konto des VHS-Landesverbandes zu überbrücken.

Ein großer Teil der Beute blieb in öffentlicher Hand — und ging direkt ans Finanzamt. Außerdem überwies die Buchhalterin Krankenkassenbeiträge oder Telefonrechnungen vom VHS-Konto. Auch als das Gehalt der Angeklagten gepfändet wurde, schöpfte ihr Arbeitgeber keinen Verdacht. Sie habe sich selbst gewundert, dass es so lange dauerte, bis alles aufflog. Es habe sie aber niemand kontrolliert.

Ihren Ehemann nahm sie ausdrücklich aus der Schusslinie: „Der kann tolle Buffets machen, hat sich aber um die finanziellen Dinge nicht gekümmert.“ Der 47-Jährige betrieb zuletzt zwei Bistros, war damit aber auch wenig erfolgreich und musste Insolvenz anmelden. Mehrere Jahre lang hatte der gelernte Fleischer auch das Catering für den VHS-Landesverband übernommen. Er habe nicht geahnt, wie seine Ehefrau die finanziellen Löcher gestopft hatte.

Nachdem die Wirtschaftsprüfer das jahrelange Missmanagement bei der VHS aufgedeckt hatten, wurden der Verbands-Direktor und der Verwaltungschef des Landesverbandes entlassen. Der Prozess wird mit weiteren Zeugenaussagen fortgesetzt.

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