Feuerwache für 69 Männer und eine Frau

Die Wache Behrenstraße wurde 1914 eingeweiht. Ihre Geschichte spiegelt die Entwicklung des Stadtteils.

Feuerwache für 69 Männer und eine Frau
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Als Feuerwache 4 an der Behrenstraße in Flingern 1914 fertiggestellt wurde, lag sie im Osten der damals noch viel kleineren Stadt. Seither hat der Backsteinbau Erstaunliches gesehen: zwei Weltkriege, den „Vampir von Düsseldorf“, eine Beinahe-Schließung und Katastrophen wie den Flughafenbrand oder die Explosion an der Krahestraße.

Feuerwache für 69 Männer und eine Frau
Foto: Stadt Düsseldorf

Das 100-jährige Bestehen der Wache wird am Sonntag mit einem Tag der offenen Tür gefeiert. 1914 war sie erst die vierte in Düsseldorf. „Gerade hier fand die Industrialisierung statt, deswegen war eine Feuerwache an der Stelle sehr wichtig“, erklärt Martin Smirek, der heutige Leiter der Wache. Durch die Erweiterung Düsseldorfs durch Eingemeindungen liegt die Wache mittlerweile zentral. Deshalb werden von hier aus häufig Wehrleute zur Unterstützung bei größeren Einsätzen angefordert.

Wenige Monate nach der Eröffnung wurde die Wache jedoch erst einmal stillgelegt: Für den Ersten Weltkrieg wurden unter anderem auch Feuerwehrleute eingezogen. Wegen Personalmangel wurde der Betrieb an der Behrenstraße bis 1918 eingestellt. In der Zeit danach erfuhr die Feuerwehr einige Reformen. Unter anderem wurde die 84-Stunden-Woche eingeführt. Die Pferdewagen wurden gegen motorisierte Fahrzeuge ausgetauscht.

Auch ein Stück Düsseldorfer Kriminalgeschichte ist mit der Wache 4 verbunden. Peter Kürten, der als „Vampir von Düsseldorf“ bekannt wurde, wurde im Jahr 1929 außer für acht Morde und zahlreiche weitere Mordversuche auch für 20 Brandstiftungen verantwortlich gemacht. „Er hat nicht nur die Polizei, sondern auch die Feuerwehr in Atem gehalten. Da Kürten auf der Mettmanner Straße in Flingern gelebt hat, fielen die meisten Einsätze in die Zuständigkeit der Wache“, erläutert Smirek.

Während des Zweiten Weltkrieges blieb die Wache voll besetzt. Größere Schäden entstanden durch den Krieg nicht. Trotzdem wurden besonders in den 1950er und 1960er Jahren einige Umbauten und Sanierungen durchgeführt.

Dass das Jubiläum der Feuerwache überhaupt gefeiert werden kann, ist auch dem Engagement der Flingeraner zu verdanken. 1991 stand das Haus vor dem Ende und sollte Sparmaßnahmen zum Opfer fallen. Viele Bürger meldeten sich daraufhin zu Wort, die schon einmal in Kontakt mit den Feuerwehrleuten gekommen und von ihnen gerettet wurden. Der Protest zeigte Wirkung: Die Wache durfte bleiben.

Heute arbeiten 69 Männer und eine Frau auf der Wache. Neben den normalen Einsätzen (rund 4000 im Jahr) haben die Wehrleute auf der Wache 4 auch noch zwei Spezialgebiete: Reptilien und Unfälle im Hoch- und Tiefbau. Als besonders spektakulär nennt Smirek die Suche nach einer Monokelkobra, die in einem Mehrfamilienhaus ausgebüxt war. „Die Wohnung wurde bei der Suche im Prinzip kernsaniert.“ Nach drei Wochen konnte das giftige Tier aber tot auf einem dafür ausgelegten Klebestreifen gefangen werden.

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