Musik HiG: Faule Genies mit Goldener Schallplatte

Seit 20 Jahren sind Hanf im Glück auch ohne eigenes Album glücklich. Das Jubiläum wird im Tube mit Freunden gefeiert.

Musik: HiG: Faule Genies mit Goldener Schallplatte
Foto: Hanf im Glück

Düsseldorf. Das muss man erst mal schaffen. Im Proberaum von Hanf im Glück hängt eine Goldene Schallplatte. Die haben die Musiker den Toten Hosen zu verdanken, denn zusammen mit ihrem Kinderchor Mosquito sind sie auf der Single „Wünsch dir was“ zu hören. Mehr als 250 000 Mal wurde der Song verkauft. Und damals galten Benjamin, Moritz, Robert, Max und Julia als eine der großen Nachwuchs-Hoffnungen der Düsseldorfer Musikszene. Doch bis heute sind die inzwischen sechs Musiker eine reine Live-Band. Denn nach der Goldenen Schallplatte kam nichts mehr auf den Markt, was die Fans hätten mit nach Hause nehmen können. Das Jubiläum feiern Hanf im Glück natürlich live. Am 21. Oktober rocken sie sich zusammen mit vielen Freunden im Altstadt-Club Tube durch 20 Jahre Bandgeschichte.

 Die Gruppe heute vor dem Haus an der Luegallee, in dem Hanf im Glück damals geprobt hat. Hinzugekommen sind Pianist Kai (links) und Julia, die Gitarre spielt und singt.

Die Gruppe heute vor dem Haus an der Luegallee, in dem Hanf im Glück damals geprobt hat. Hinzugekommen sind Pianist Kai (links) und Julia, die Gitarre spielt und singt.

Foto: Dieter Sieckmeyer

Dass die Truppe auch ohne eigene Tonträger im Zakk oder bei Festivals gern gesehene Gäste sind, hat sie sich verdient. Denn die Auftritte von Hanf im Glück sind eine gelungene Kombination aus tollen Songs mit deutschen Texten, Spielfreude und Können. Schließlich spielt die Band schon das ganze Leben zusammen. „Wir haben uns in der musikalischen Früherziehung kennen gelernt“, erzählt Julia Engstfeld. Danach setzte sich die gemeinsame Karriere im Kinderchor Mosquito fort. Highlight war damals natürlich die gemeinsame Aufnahme mit den Toten Hosen.

Musik: HiG: Faule Genies mit Goldener Schallplatte
Foto: Hanf im Glück

Aber danach haben sich Moritz, Robert, Benjamin, Max und Julia (Pianist Kai Ries ist erst vor sechs Jahren zur Band gestoßen) offenbar nicht das Richtige gewünscht. Zwar wurde Hanf im Glück anfangs mit Lob überschüttet, doch der Sprung ins große Musikgeschäft gelang nicht. Oder wurde erst gar nicht versucht. Bei den Citybeats kam „HiG“, wie sich die Sechs heute nennen, ins Finale. Beim Newcomer-Wettbewerb des Drei-Tage-Rennens räumten sie den ersten Platz ab. Doch dann ging es irgendwie nicht weiter.

„Wir hatten damals Demos, die wir bei Konzerten an Fans verkauft haben, aber haben nie eine eigene CD gemacht“, so Schlagzeuger Robert. Sechs Meinungen unter einen Hut zu bringen, erwies sich als das entscheidende Problem. „Es gab die Idee, eine Live-Aufnahme zu machen, dann war es jemand anders aber nicht perfekt genug“, schildert Julia, die in der Urbesetzung der Band noch nicht mitmachen durfte. Robert bringt es auf den Punkt: „Wir kennen uns zu lange, um vernünftig miteinander zu argumentieren.“

So gingen die Jahre ins Land, in denen zwar viel geredet, aber nichts aufgenommen wurde. Mal waren zwei Musiker in Berlin, mal im Ausland und zwei Mitglieder der „faulen Genies“ sind inzwischen Vater geworden: „Es kam eben immer etwa dazwischen.“ Trotzdem hat die Band sich nie aus den Augen verloren und ein paar Konzerte im Jahr standen immer an.

Dabei waren Hanf im Glück vor 20 Jahren ihrer Zeit weit voraus. Musik mit deutschen Texten war damals nicht angesagt. Die fröhliche Mischung aus Folk, Punk und Rock passte in kein Klischee. Den Unterschied zu den deutschen Songs, die heute im Radio rauf und runter laufen, formuliert die Band in einem Satz: „Wir heulen nicht so rum.“

Dass die fünf Jungs und Julia heute noch mit unglaublicher Begeisterung zusammen Musik machen liegt vielleicht auch daran, dass man sich im Profi-Geschäft nicht die gute Laune verdorben hat: „Sonst würde es uns vielleicht schon längst nicht mehr geben.“

So freuen sich Hanf im Glück riesig auf das Jubiläumskonzert im Tube — und wollen jede Menge Spaß haben. Die glücklichste Band zu sein, ist auch ein Grund zum Feiern.

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