Fan-Randale: Rheinbahn schickt elf Züge in die Werkstatt

Das Spiel gegen Wuppertal war das schlimmste seit Jahren. Selbst 400 Polizisten hätten bei Spielabbruch nicht ausgereicht.

Düsseldorf. In der Rheinbahn-Zentrale an der Hansaallee sind die Verantwortlichen immer noch geschockt. Eine solche Gewaltexplosion wie am Samstag rund um das Spiel Fortuna Düsseldorf gegen den Wuppertaler SV hat man seit Jahren nicht erlebt. "Die Situation eskalierte zeitweise so, dass man von einem Ausnahmezustand sprechen kann", sagt Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher, der sich sogar an bürgerkriegsähnliche Zustände erinnert fühlte.

Sicher habe es bei der Rheinbahn den Fehler gegeben, dass vor dem Spiel ein Zug mit Wuppertalern zur Arena statt zum Sportpark gebracht wurde, räumt Schumacher ein. "Aber wir dürfen es uns nicht bieten lassen, dass diese so genannten Fans wie die Irren auf harmlose Besucher losgehen." Auch die Polizei spricht vom Ausnahmespiel. "Ein solches Aggressionspotenzial haben wir seit Jahren nicht erlebt", sagt Sprecherin Susanna Heusgen.

Am Freiligrathplatz standen nach dem Spiel alle Fahrzeuge der Rheinbahn still, die Polizei versuchte mit massivem Einsatz, die Gewalttäter zurückzudrängen. Düsseldorfer warfen Bierflaschen und Steine auf Bahnen, in denen Wuppertaler Fans saßen. Ein Fahrer fürchtete um seine Sicherheit und verließ die Bahn. Andere Züge wurden vorsorglich auf freier Strecke gestoppt, damit die Fahrgäste aussteigen konnten.

Die Rheinbahn musste später elf Straßenbahnzüge in die Werkstätten schicken. "In acht Bahnen sind Scheiben zerschmettert worden", berichtet Schumacher. Zudem wurden Zwischenwände ein- und Stangen an den Ausstiegen weggetreten. Auch Graffiti müssen entfernt werden. "Damit haben sechs bis acht Leute drei Tage zu tun." Der rein materielle Schaden liegt bei 13 000 Euro. Schumacher: "Der Schaden wäre größer, wenn wir jetzt bereits die Medica hätten. Dann gäbe es auf einige Linien Lücken."

Mit der Polizei findet jetzt eine Manöverkritik statt. Wegen des besonderen Charakters des Spiels waren 400 Beamte eingeplant, 80 davon kurzfristig, weil ein Einsatzzug an anderer Stelle nicht benötigt wurde. Diese Spitzenversorgung für ein Drittligaspiel reichte nicht aus, um das Spiel abzubrechen. Der Einsatzführer wollte keine weiteren Anreize zur Gewaltausübung, also wurde weiter gespielt.

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