Familien-Drama: Warum musste Richard (17) sterben?

24-jährige Halbschwester hörte Stimmen. Sie fühlte sich in der Familie ignoriert.

Düsseldorf. Lange war Linda K. ein ganz normales Mädchen, eine alte Freundin beschreibt sie als „lebhaft“ und „total aktiv“.

Doch dann veränderte sich die junge Frau, zog sich zurück und schrieb sonderbare Tagebucheinträge: „Vater hat jetzt die perfekte Frau und den perfekten Sohn.“ Wie düster es in der heute 24-Jährigen aussah, hat niemand bemerkt.

Am 23. Mai dieses Jahres brachte sie ihren Stiefbruder Richard auf brutale Weise um. Seit Freitag muss sich die Lehramts-Studentin dafür vor dem Landgericht verantworten.

Die hübsche junge Frau mit langen Haaren aus dem Facebook-Profil würde heute niemand mehr wiedererkennen.

Ihre schwarzen Haare hat sich Linda K. zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, sie antwortet nur langsam und leise auf die Fragen. Als der Staatsanwalt wissen will, ob sie eifersüchtig auf den Stiefbruder war, sagt sie nach einer Pause: „Ein bisschen vielleicht.“

Linda K. erzählte, dass sie sich in der Familie unwohl fühlte. Sie sei ignoriert worden und habe das Gefühl gehabt, ihre Stiefmutter wolle sie „loswerden“. Das Verhältnis zum Vater sei „eiskalt“ gewesen. Dann entdeckte die 24-Jährige angeblich mehrere Messer im Auto der Stiefmutter und habe gedacht, man wolle sie umbringen. In einem Supermarkt kaufte sich Linda K. selbst einen Satz mit drei Messern.

Am 23. Mai sei sie mit einem Druck im Kopf aufgewachsen, eine Stimme habe ihr gesagt: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ und „Er oder ich“. Linda K. folgte ihrem Stiefbruder, sie wusste, dass er auf dem Schulweg durch die Grünanlage an der Kölner Landstraße geht.

Sie habe Richard kurz angesprochen und dann zugestochen. Der Junge konnte sich noch losreißen, verlor dabei T-Shirt und Jacke. Doch die Studentin verfolgte ihn und stach so lange zu, bis der 17-Jährige tot war. „Warum?“ hatte Richard noch gefragt.

„Aber ich wusste keine Antwort“, sagt die Frau auf der Anklagebank. Anschließend lief die 24-Jährige zu Fuß nach Langenfeld, wo sie festgenommen wurde. Ein Kriminalbeamter erklärte, die Frau sei so verwirrt gewesen, dass sie zunächst überhaupt nicht vernommen werden konnte.

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