Fahrradfahren ohne zu schwitzen

Motorisierte Fahrräder sind schwer im Kommen. Kurz vor dem Düsseldorfer Fahrradtag testeten drei Politiker für die WZ die neuen Elektro-Bikes.

Düsseldorf. "Das ist wahnsinnig anstrengend, nicht wahr?" ruft eine schwitzende Frau, die mit ihrem Rad im Schneckentempo die Rheinkniebrücke erklimmt. "Überhaupt nicht!" antwortet FDP-Ratsmitglied Monika Lehmhaus und fährt lässig an ihr vorbei.

Gemeinsam mit Iris Bellstedt (Grüne) und Martin Volkenrath (SPD) hat die Vorsitzende des Sportausschusses am Mittwoch ein modernes Elektro-Fahrrad ausprobiert. Pedelecs heißen die Hybrid-Räder, bei denen der Motor das Fahren unterstützt, aber nicht vollständig übernimmt. Wenn laut einer Studie der TU Dresden in Düsseldorf nach und nach mehr Fahrrad gefahren wird und schon heute elf Prozent aller Wege mit ihm zurückgelegt werden, wird das Hybrid-Fahrrad diese Entwicklung vermutlich noch verstärken.

"Man kann die eigene Kraft mit 50, 100 oder 150 Prozent unterstützen", sagt Natascha Greiffenhagen vom Fahrrad-Geschäft Rad ab an der Friedrichstraße. Manche Pedelecs erhöhen die Fahrkraft sogar um bis zu 300 Prozent und erreichen Geschwindigkeiten von bis zu 45 km/h. "Dafür braucht man jedoch einen Mofa-Führerschein und ein entsprechendes Nummernschild", sagt Grieffenhagen.

Über das Fahr-Gefühl sind sich die drei Politiker einig: "Es macht wahnsinnig viel Spaß und der Motor ist völlig geräuschlos", sagt Monika Lehmhaus. Martin Volkenrath bestätigt: "Ich fahre gerne schnell. Und die eigene Aktivität geht nicht verloren."

Besonders für den Weg zur Arbeit findet der Vorsitzende des Verkehrsausschusses das motorisierte Rad praktisch. "Ich wohne in der Innenstadt und mein Büro ist in Gerresheim", sagt er. "Diese Strecke ist mit einem normalen Rad zu weit." Für die Vorsitzende des Umweltausschusses Iris Bellstedt ist besonders der ökologische Aspekt interessant: "Natürlich kommt auch der Strom für das Elektro-Rad aus dem Kraftwerk, aber der Verbrauch ist sehr gering." Eine volle Ladung für den Akku kostet zehn Cent und reicht für 50 bis 70 Kilometer. "Das ist viel umweltfreundlicher als mit dem Auto", sagt Bellstedt.

Ein Manko sehen die drei Tester im Preis, der von 900 bis zu 4000 Euro reichen kann. "Wer gute Qualität will, muss mindestens 1500 Euro investieren", sagt Grieffenhagen. Für Volkenrath ist das eine Menge Geld: "Der Preis ist enorm, da sollte noch etwas getan werden."

Trotz des stattlichen Preises wurden 2009 in Deutschland rund 150 000 Pedelecs verkauft. Die größte Zielgruppe bilden ältere und kranke Menschen. "Aber auch die Gruppe 40 plus entdeckt das Elektro-Rad für sich", sagt Grieffenhagen.

Am Ende können sich zwei der drei Tester vorstellen, selber ein Pedelec zu kaufen: "Ich würde es nicht als Sportgerät nutzen, sondern als Alternative zum Auto, für Besorgungen und die Arbeit", sagt Bellstedt. Martin Volkenrath kann sich ein solches Gefährt für seine Frau vorstellen: "Sie fährt nicht so gerne Fahrrad und vielleicht kann ich sie mit dem Elektro-Rad öfter dazu bewegen." Nur Monika Lehmhaus ist nicht vollständig vom Pedelec überzeugt. "Für mich ist beim Fahrrad-Fahren die Fitness wichtig und dieser Aspekt fehlt beim Elektro-Rad", sagt sie. "Der Fahrspaß ist da, aber dafür ist es mir zu teuer."

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