Fachkräftemangel: 27000 Stellen sind zu besetzen

Im Jahr 2020 werden die Unternehmen um die gut Ausgebildeten konkurrieren.

Düsseldorf. 27000 neue Arbeitsstellen sollen bis zum Jahr 2020 in Düsseldorf entstehen. Doch was nützt es, wenn die Stellen zwar geschaffen, aber nicht besetzt werden können, weil das passende Personal fehlt? Stichwort "Fachkräftemangel". Zwar drängt das Problem vor dem Hintergrund der Finanzkrise nicht so wie im vergangenen Jahr. Doch die Weichen gegen einen Mangel an Fachkräften werden jetzt gestellt.

Clemens Urbanek, Geschäftsführer für Berufsbildung der Industrie- und Handelskammer (IHK), glaubt: "Im Jahr 2020 werden sich die meisten jungen Menschen ihre Ausbildungsplätze aussuchen können." In dieser aus heutiger Sicht verkehrten Welt müssen sich die Unternehmen anstrengen, um Fachleute wie ausgelernte Handwerker oder fertig studierte Ingenieure langfristig zu binden.

Michael Grütering, Hauptgeschäftsführer der Düsseldorfer Arbeitgeberverbände und der Unternehmerschaft, sagt: "Ob jemand eine Stelle annimmt, liegt nicht mehr allein am Entgelt. Das Unternehmen muss Perspektiven bieten, durch Weiterbildung oder indem Familie und Beruf durch einen Betriebskindergarten besser in Einklang gebracht werden können."

Zudem ziehe eine attraktive Stadt auch ebensolche Unternehmen und schließlich hochqualifizierte Fachkräfte an. "Düsseldorf ist gut aufgestellt. Die Stadt bietet sowohl den Menschen als auch den Unternehmen gute Bedingungen", sagt Grütering.

Ein anderer Ansatz: Junge Menschen näher an der Praxis auszubilden, zum Beispiel am Kompetenzzentrum Schule und Beruf der Unternehmerschaft. Das Zentrum organisiert unter anderem Partnerschaften zwischen Schulen und Unternehmen. So lernen Schüler schon früh viele Ausbildungsmöglichkeiten kennen.

Sowohl bei der IHK als auch der Handwerkskammer (HWK) gibt es die Möglichkeit des dualen Studiums: Besonders leistungsfähige Azubis absolvieren ihre Berufsausbildung innerhalb von zwei Jahren, studieren nebenher und haben nach vier Jahren zusätzlich zum Gesellenbrief auch den Universitätsabschluss Bachelor in der Tasche.

Viele Unternehmen versuchen, ihre Fachkräfte selbst auszubilden. Das gilt für den Kranbauer Demag Cranes, der seine Industriemechaniker selbst ausbildet und übernimmt, ebenso wie für Henkel, wo 14Ausbildungsberufe zur Wahl stehen, zudem werden Hochschulabsolventen gezielt angeworben.

Eine wichtige Rolle bei der Ausbildung spielt auch das Handwerk. Immerhin werden 2020 rund 50000Düsseldorfer in diesem Bereich arbeiten, schätzt die HWK. Zum einen bilden die Betriebe verstärkt aus, rund 9300neue Lehrlinge allein im Jahr 2008. Zum anderen versuchen sie, ihre Mitarbeiter durch berufliche Weiterbildung langfristig an sich zu binden.

Auf Weiterbildung setzt auch die Provinzial. Sprecher Christoph Hartmann sagt: "Wir haben bei Neuwied ein Bildungszentrum für unsere Mitarbeiter. Dort lernen zum Beispiel jüngere Führungskräfte, wie sie mit älteren, erfahrenen Kollegen umgehen."

Zusätzlicher Anreiz: Es gibt immer mehr Betriebskindergärten, in denen Mitarbeiter ihren Nachwuchs abgeben können. Die Provinzial hat ihre "Provipänz"-Gruppe im August auf 22Plätze erweitert. 48 "Seesternchen" werden in der Vodafone-Kita am Seestern gehütet. Henkel hat im Oktober die zweite Betriebs-Kita "Kleine Löwen" geöffnet und bietet 175 Plätze an.

Betriebseigene Kinderbetreuung sei keineswegs großen Unternehmen vorbehalten, sagt Clemens Urbanek von der IHK: "Kleine und mittlere Unternehmen können sich zusammentun und gemeinsam eine Betreuungsgruppe für die Kinder ihrer Mitarbeiter schaffen." So können auch diese Unternehmen ihre Attraktivität für junge Fachkräfte erhöhen.

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