Gießerei Dillenburg: Fabrikarbeiter zeigen ihren Alltag

Die Dillenberg GmbH zählt zu den ältesten Gießereien. Bei der Langen Nacht der Industrie öffnete die Firma ihre Tore.

Gießerei Dillenburg: Fabrikarbeiter zeigen ihren Alltag
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. „Hier wird noch richtig mit den Händen angepackt, die Arbeiter stehen noch selbst an den heißen Öfen und gießen flüssiges Metall in Formen. Das finde ich total beeindruckend“, sagt Stefanie Dengg. Sie ist Besucherin bei der Langen Nacht der Industrie — und vom Einblick in die Firma Dillenberg im Düsseldorfer Süden begeistert. Die familiengeführte Fabrik öffnete für einen Abend ihre Tore, Arbeiter zeigten, was sie tagtäglich tun.

„Für uns ist die Veranstaltung eine Möglichkeit, Industrie in ein gutes Licht zu rücken“, sagt Geschäftsführerin Kathrin Grüne. Das liegt ihr besonders am Herzen, führt sie doch zusammen mit ihrem Vater das fort, was ihr Großvater vor mittlerweile 98 Jahren startete: eine Gießerei mit Metallverarbeitung. Dillenberg stellt unter anderem Elemente für Rolltreppen, Wasserhähne, Aufzüge aber auch für Bagger, Windkraftwerke oder für Pumpen in Schiffen her.

Die Kunden haben sich im Lauf der Zeit geändert, die Herstellungsart sei teils aber noch wie vor 100 Jahren, erklärt Grüne. Digitalisierte, vollautomatische Technik, komplexe Maschinen — all dies findet man im ältesten Teil der Firma nicht. „Es ist eher eine Reise in die Vergangenheit“, sagt Grüne. Dazu zähle ein Verfahren, mit dem individuelle Stücke gefertigt werden. Zunächst produzieren die Arbeiter ein Modell, beispielsweise aus Holz. Daraus entwickeln sie durch Sandfüllungen eine Gussform.

Dann folgt der spektakulärste Teil: Aus einem Ofen heben die Arbeiter einen rot glühenden Tiegel. Das darin schwappende Metall ist über 1000 Grad heiß. Die Arbeiter halten einen Messstab in die grelle Flüssigkeit, messen so lange nach, bis die richtige Temperatur erreicht ist — diesmal bei rund 1119 Grad. Dann kippen sie den Tiegel, das Metall fließt nach und nach in ein Loch in der Gussform, die von außen wie ein Kasten aussieht.

Im Anschluss ist Warten angesagt. Eine Nacht braucht es, bis das Material abgekühlt ist. Währenddessen gießen die Arbeiter die Reste der Flüssigkeit in andere Behältnisse, helfen mit einer Pfanne nach. Die Reste können später neu eingeschmolzen und weiterverwendet werden. Auf dem Weg zu einem anderen Teil der Fabrik stoßen die Besucher auf ein Gefäß, aus dem eine Flamme lodert — „dort halten die Arbeiter Geräte heiß“, erklärt Grüne. Mit weiteren Verfahren, die später dazu kamen, stellt die Firma Röhren her. In wieder anderen Abteilungen werden die Elemente weiter verarbeitet, zurechtgeschnitten, abgeschliffen, je nach Kundenanfrage.

Dort findet man neue Maschinen. Grüne sieht Dillenberg gut aufgestellt, gerüstet für die Zukunft. „Unsere Produkte sind in den verschiedensten Bereichen notwendig“, sagt sie. Auch Fachkräfte und Auszubildende seien in dem Betrieb mit mehr als 100 Beschäftigten ausreichend vorhanden. Damit sei die Firma sei einer bundesweit wichtigen Industrie. „Deutschland ist mit rund 600 Gießereien führend in Europa — und steht weltweit an vierter Stelle“, sagt Grüne. Die meisten Betriebe seien kleine, mittelständische Unternehmen.

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