Experte: Soziale Netzwerke müssen neu gedacht werden

Kritiker Geert Lovink erklärt im Düsseldorfer FFT, was sich an der Internet-Nutzung ändern muss. Zum Thema "delete Facebook" hat er eine klare Meinung.

Experte: Soziale Netzwerke müssen neu gedacht werden
Foto: cas

Düsseldorf. Geert Lovink hat sich schon vor acht Jahren von Facebook abgemeldet. Auch damals gab es bereits Bewegungen, die soziale Plattform zu verlassen wie jetzt bei „delete Facebook“. Dennoch findet er: Diese Medien einfach nicht mehr zu nutzen, sich dem Digitalen zu entziehen, führt nicht ans Ziel. „Diese Offline-Romantik führt zu nichts“, sagt er. Vielmehr müssen Netzwerke neu gedacht werden. Darüber diskutierte er am Freitagabend im Forum Freies Theater (FFT) bei der fünften Auflage der „Future Politics“ unter dem Titel „Is the Internet broken?“

Ein zentraler Begriff in Lovinks Forschung - er ist Professor für Medientheorie an der European Graduate School - ist der „Plattformkapitalismus“. Hauptakteure sind hier große Plattformen wie Google, Facebook oder Amazon. Diese Plattformen bieten oft eine kostenlose Dienstleistung an, stellen etwa einen virtuellen Ort zur Verfügung, an dem sich Nutzer treffen können. Das Problem daran: Die Anbieter dieser Plattformen streben nach Macht. Sie suchen eine Art Monopolstellung, denn so können sie die Spielregeln für die Nutzung ihrer Dienstleistung festlegen.

Dafür ist Facebook ein gutes Beispiel. Immer wieder steht der Umgang des Unternehmens mit den Daten seiner Nutzer in der Kritik. Doch was bleibt einem Nutzer, der auf die Vernetzung mit seinen Freunden und Interessengruppen nicht verzichten will? Will er sich nicht abmelden, muss er die Datenpolitik von Facebook hinnehmen. Lovink findet: Das muss sich ändern. Problematisch ist, dass hinter den Netzwerken und Plattformen Werbefirmen stehen. Die Lösung in Lovinks Augen: Treffpunkte im Internet aus der Hand der Werbebetrieben nehmen und in die Hand der Nutzer legen Denn: Es braucht transparent geführte öffentliche Plätze - auch im Internet.

Eine andere Variante ist, kleinere Plattformen, die auf solche Selbstorganisation setzen, zu stärken. „Bei Google sind wir da schon weiter als bei Facebook“, sagt Lovink. In Sachen Suchmaschine gebe es schon Alternativen, die auch genutzt werden. So müsse man auch bei sozialen Medien die kleineren mehr beachten.

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