Tafel Essen für die Armen statt für den Müll

Die Tafel in Düsseldorf sammelt wöchentlich 20 Tonnen Lebensmittel für Bedürftige ein.

Tafel: Essen für die Armen statt für den Müll
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Dienstantritt ist morgens um 8.30 Uhr, Treffpunkt das Büro der Düsseldorfer Tafel an der Völklinger Straße. Hier sammeln sich die Fahrer, um ihre allmorgendlichen Touren zu besprechen, besteigen dann ihre Lieferwagen und machen sich auf den Weg. Insgesamt fünf Wagen sind heute unterwegs. Alle haben sie eine feste Route, die sie an die Laderampen von Supermärkten und Bäckereien führt. Dort steht meist schon die Ware bereit, die nicht mehr verkauft werden kann, obwohl sie zum großen Teil noch einwandfrei ist — für die Regale des Supermarktes aber offenbar nicht mehr gut genug.

Mehr als 60 000 Menschen leben in Düsseldorf in Armut. Die Düsseldorfer Tafel sammelt jede Woche 20 Tonnen Lebensmittel ein, die dann über neun Ausgabestellen im Stadtgebiet an 8000 Bedürftige kostenlos verteilt werden. Doch Eva Fischer, Sprecherin der Tafel in Düsseldorf, stellt gleich klar: „Die Waren, die wir jede Woche zu den Ausgabestellen fahren, können keinen Wocheneinkauf ersetzen.“ Die Not ist groß, das Angebot klein — einige Ausgabestellen haben zurzeit einen Annahmestopp für Bedürftige, wie Fischer zu berichten weiß.

Norbert Taplan ist einer von 40 ehrenamtlichen Fahrern. Der 61-Jährige fährt heute zusammen mit Christoph Hinkel vom Bundesfreiwilligendienst. Zehn Läden fahren sie an, wie voll der Lieferwagen letztlich werden wird, wissen sie noch nicht: „Tendenziell bekommen wir in den Wintermonaten weniger Spenden. Ich denke oft, dass es mehr sein könnte, aber der Einzelhandel kalkuliert mittlerweile knapper, bestellt von vorneherein weniger Waren.“

So ist die Überproduktion geringer geworden und die Supermärkte haben zudem eine neue Strategie und verkaufen in ihren Billigecken Ware, die kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums steht, zu stark reduzierten Preisen — und machen damit auch noch guten Umsatz.

Während Taplan direkt zur Verladerampe fährt, steigt Hinkel vor dem Supermarkt aus, geht hinein und sucht einen Angestellten, der die Laderampe öffnet, wo die aussortierten Lebensmittel stehen. Ordentlich übereinander gestapelt stehen da Kisten mit Salat, Tomaten, Joghurt, Eiern und anderen Waren, doch schon bald zeigt sich: die Ausbeute ist heute gering, auch die weiteren Geschäfte können an diesem Tag durchschnittlich nur zwei bis drei Kisten abgeben, während die Backstuben auf der Route wieder reichlich Backwaren und Gebäck den Fahrern der Tafel mitgeben können.

Am Ende der Tour ist der Lieferwagen nur halb voll. Doch Taplan freut sich dennoch: „Es ist zwar weniger als erhofft, aber die Leute freuen sich trotzdem über das Angebot“, sagt er und fügt hinzu: „Ich bin froh, dass ich helfen kann. Zupacken, rumfahren, auspacken, das ist mein Ding!“ Er arbeite gerne mit und für Menschen, sagt er nicht ohne Stolz auf seine Arbeit.

Als beide um 11.30 Uhr am Arndtsaal der Dankeskirche an der Erich-Müller-Straße eintreffen, werden sie schon von Hanne Watty und ihren 15 Helfern erwartet. Die Ausgabestelle der „Benrather Tüte“ versorgt einmal pro Woche die Armen des Stadtteils.

„Um 13.30 Uhr geht es los, bis dahin müssen wir noch die Waren sortieren, eventuell schlechte Teile aussortieren und große Gebinde in kleine Portionen teilen“, erklärt Watty. Damit die Kunden nicht zu lange in der Schlange warten müssen, wird in Benrath nach einem Nummernsystem verteilt: „So wissen die Leute ungefähr, wann sie kommen müssen.“ In den Saal werden die Menschen nur einzeln hineingelassen, angefasst werden darf nichts. „Sie können sich aussuchen, was sie mögen und in entsprechenden Mengen mitnehmen.“

Taplan hat seine Arbeit nach dem Ausladen für heute erledigt und fährt nach Hause, während im Arndtsaal gleich verteilt wird, was ohne Tafel entsorgt worden wäre. In anderthalb Stunden werden dort knapp 300 Gäste erwartet, die mit den Lebensmitteln versorgt werden.

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