Erreicht der Rockerkrieg Düsseldorf?

Die Hells Angels sind bisher meist zurückhaltend, die Expansion der Satudarah birgt jedoch Risiken.

Düsseldorf. In einer Rockerkneipe in Gerresheim werden bei einer Razzia Waffen gefunden. In Wersten gibt es eine Massenschlägerei, an der Hells Angels beteiligt gewesen sein sollen, dann eine Messerattacke auf einen Rocker. Zehn Jahre ist es her, dass das Düsseldorfer Charter der Hells Angels verboten wurde, die führenden Köpfe in einem Mammut-Prozess abgeurteilt wurden.

Lange schien es, als gäbe es kaum mehr eine aktive Rockerszene in der Landeshauptstadt. Zumindest oberflächlich. Doch die Vorfälle mehren sich in der jüngeren Vergangenheit. Und jetzt will auch noch der mit den Höllenengeln im Clinch liegende Biker-Club Satudarah nach Düsseldorf expandieren.

Bis Anfang des vorigen Jahrzehnts hatten die Hells Angels ihr Quartier in Düsseldorf am Vogelsanger Weg. Doch bei mehreren Razzien wurden dort Waffen, Drogen und Sprengstoff gefunden. Der Gruppe wurde Raub, Nötigung, Bedrohung und Diebstahl vorgeworfen — acht Höllenengel wurden zu insgesamt 22 Jahren Haft verurteilt.

2001 verbot das Innenministerium das Charter, die Düsseldorfer Hells Angels durften sich nicht mehr „Hells Angels Düsseldorf“ nennen. Auch nicht auf ihren Kutten.

Ein solches Verbot trifft die Gruppe in ihrer Symbolik, erklärt Frank Scheulen, Sprecher des Landeskriminalamtes. „Aber die Personen sind weiterhin in der Stadt — das ist klar.“ Und offenbar ist für die Höllenengel Düsseldorf auch weiterhin ganz klar ihr Territorium. Das zeigten diese mal deutlicher — etwa bei einer Hochzeit in der Altstadt 2009, zu der 150 Hells Angels in Kutten einen Motorradkorso durch die City veranstalteten.

Mal bleibt das Gebaren der breiten Öffentlichkeit verborgen. Biker, bei deren Vereinen es tatsächlich nur ums Motorradfahren geht, berichten, dass sie sich einen Altstadtbesuch in ihrer Kutte vorher von Düsseldorfer Hells Angels absegnen lassen, um nicht in Ärger zu geraten.

Und 2012 stand ein Rocker vor Gericht, der Polizisten verboten haben soll, im Einsatz einen Club zu betreten. Was Beobachtern auffällt: Seit die Revierkämpfe im Umland sich verschärft haben, zeigen sich die Höllenengel hier immer öfter in ihrer Kutte.

„Es geht um Vormachtstellung, um Geschäfte und Gewinne“, erklärt Scheulen das territoriale Gehabe. Und Geschäfte machen die Rocker wohl auch in der Altstadt, glauben Kenner der Gastroszene.

„Wo sie genau drin hängen, weiß keiner“, sagt einer. „Es ist nicht greifbar.“ Aber es gebe vermutlich wirtschaftliche Verflechtungen mit einigen Clubs, recht bekannt sogar sei, dass sie in der Security-Branche mitmischten. Ob aber auch kriminelle Machenschaften eine Rolle spielen, weiß keiner.

Immerhin: „Wer die Tür kontrolliert, kontrolliert auch das Drogengeschäft“, heißt es aus der Altstadt. Frank Scheulen vom LKA wird noch deutlicher: In seinen Augen haben die Tätigkeiten solcher Outlaw-Rockergruppen „immer kriminelle Hintergründe“.

Auch deshalb habe es in den Niederlanden, dem Herkunftsland der Satudarah, bereits viele Kämpfe zwischen der noch relativ jungen Gruppierung und den Hells Angels gegeben. Um Gebietsansprüche. Laut einem Polizeisprecher in Duisburg sind fünf der zehn meistgesuchten Verbrecher im Nachbarland Satudarah-Mitglieder.

Seit die Gang sich in Duisburg ausbreitet, kommt es auch dort zu Konflikten. Die jetzt angekündigte Expansion des Clubs ins Rheinland birgt also Risiken. „Das würde dazu führen, dass wir möglicherweise solche Konfrontationen auch in anderen Städten bekommen“, so Scheulen. „Ein Nebeneinander ist kaum vorstellbar.“

Die Polizei in Düsseldorf zeigt deshalb schon jetzt Stärke. In diesem Monat riegelte sie in Flingern die Zufahrten zu einer Rocker-Party ab, kontrollierte 180 Gäste. Solche Aktionen oder auch Gefährderansprachen bei bekannten Rockern kündigt das Präsidium auch für die Zukunft an.

„Wir werden alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um Rockerkriminalität wirkungsvoll entgegenzutreten“, so ein Sprecher.

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