Eine Völkerwanderung: Bienen-Alarm in Düsseldorf

Dreimal Bienenalarm in fünf Tagen: Riesige Schwärme fliegen zurzeit durch die Stadt. Imker fangen die Tiere ein.

Düsseldorf. Eine riesige schwirrende Traube hat am Mittwochnachmittag in einem Baum direkt am Bürgersteig der Lohauser Dorfstraße gehangen.

Über 300.000 Bienen scharten sich um einen Ast. Fast gleichzeitig wurde die Feuerwehr ebenfalls wegen Bienenalarms nach Flingern gerufen, erst am vergangenen Wochenende flogen zigtausend Bienen über den Aachener Platz in Bilk. Angst müssen Passanten dennoch nicht haben. Denn die Bienen haben anderes im Sinn, als Menschen anzugreifen: die Paarung.

Imker Rudolf Frenzel hat den Schwarm in Lohausen eingefangen. Zu dieser Jahreszeit rückt er oft aus. Anfang Mai schlüpfen die Bienenköniginnen, nach wenigen Tagen starten sie ihren Hochzeitsflug. Königin und Drohnen sammeln sich immer am gleichen Ort. "Sie fliegen bis zu vier Kilometer zum Begattungsplatz", erklärt Frenzel. "Das ist Wahnsinn, der Weg ist bei ihnen einprogrammiert."

Für gewöhnlich sind die riesigen Schwärme mit meist mehreren hunderttausend Tieren nach zwei Tagen wieder verschwunden - zurück ihn ihrem Bienenstock. Kritisch wird es, wenn sich die Insekten am Ort der Paarung zu wohl fühlen und beginnen, dort einen neuen Stock zu bauen - was durchaus vorkommt.

"Dann fangen sie auch an, die Umgebung zu verteidigen", sagt Frenzel. Trotzdem dürften Anwohner auf keinen Fall versuchen, die Bienen selbst zu vertreiben. Frenzel erinnert sich an einen Fall vor mehreren Jahren, als Kinder in Oberkassel eine Bienentraube mit Latten aus einem Baum schlagen wollten. Der gesamte Schwarm viel über sie her, die Kinder erlitten zahlreiche Stiche.

Die Feuerwehr arbeitet deshalb mit Imkern wie dem 65-jährigen Frenzel zusammen, welche die Bienenschwärme fachgerecht einfangen. Am Mittwoch in Lohausen schüttelte Frenzel einen Teil des Schwarms vom Ast des Baumes in eine Kiste.

Er hatte Glück: Unter den eingefangenen Bienen entdeckte er die Königin. Ihr folgen alle anderen Arbeiterinnen und Drohnen blind. Die Öffnung der Kiste bestückte Frenzel mit einem kleinen Gitter, durch das die Arbeitsbienen hineinkrabbeln konnten, die größere Königin aber nicht hinaus.

In Rudolf Frenzels Garten in Oberkassel haben die Lohausener Bienen jetzt ein neues Zuhause gefunden. Die berüchtigten Varroamilben, die weltweit für ein großes Bienensterben verantwortlich sind, haben 2008 drei seiner Völker ausgelöscht. Die 300.000 neuen Bienen sind für Frenzels kleine Honigproduktion daher eine willkommene Verstärkung.

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