Eine Stunde Kümmern: Profis verlangen 25 Euro

Senioren: Hilfe für Senioren gibt es von Ehrenamtlern und Firmen – fast zum Nulltarif und für eine Menge Geld.

Düsseldorf. Eine Seniorenbetreuungsfirma unter dem Namen Vivello bietet ab sofort in Düsseldorf und Neuss ihre Dienstleistung an. Zum Service des Unternehmens gehören Begleitungen und Handreichungen im Alltag. "Wir bieten Zeit an", erklärt Beatrix von Lüpke, Leiterin der gerade eröffneten Vivello-Geschäftsstelle an der Münsterstraße248, in wenigen Worten die künftige Tätigkeit ihres Hauses.

Wer als älterer Mensch einen Kurzeinsatz von maximal einer Stunde von Vivello in Anspruch nimmt, zahlt 27,40Euro. Wer mindestens zwei Stunden Hilfe benötigt, muss für eine Stunde 24,90 Euro auf den Tisch legen. Eine medizinische Pflege ist nicht vorgesehen. "Wir haben keinen Vertrag mit den Pflegekassen", erklärt von Lüpke. Die Firma, die bereits seit zwei Jahren in Deutschland in den Städten Ulm, München, Karlsruhe tätig ist, vermutet offensichtlich eine finanzkräftige Klientel in der Landeshauptstadt.

Zeit gegen Geld - kein Einzelfall. Denn auch Wohlfahrtsorganisationen wie Caritas und Deutsches Rotes Kreuz haben ihre Preise für die Unterstützung von älteren Menschen und diese als Einnahmequelle erkannt. Das DRK nimmt 14 Euro für Tätigkeiten des "Mobilen Sozialen Dienstes". Laut Sprecher Thomas Jeschkowski handelt es sich um Handreichungen, die "auch ein Familienmitglied leisten könnte". 166 "Kunden" werden derzeit von 15 Mitarbeitern betreut.

Bei der Caritas kostet die "Hilfe im Haushalt" (Spülen, Abwaschen etc.) ebenfalls 25Euro die Stunde. "Das kann aber unter Umständen mit den Kassen abgerechnet werden", ergänzt Sprecherin Cordula Spangenberg. Dies hänge von der finanziellen Situation des Menschen und der Tätigkeit ab.

Allerdings bietet beispielsweise die Caritas auch Dienste am Mitmenschen an, die von Ehrenamtlern geleistet und damit nur über eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 2,50 Euro pro Einsatz abgegolten werden. Wie bei Vivello ist dies die Begleitung zum Arzt oder die Hilfe beim Einkauf. Geleistet wird dieses Angebot im Rahmen der Initiative "Zentrum plus" durch Nachbarn. Das Rote Kreuz baut derzeit einen ehrenamtlichen Besuchsdienst auf.

Für Sozialamtsleiter Roland Buschhausen ist das gewerbliche Angebot in Düsseldorf keine Überraschung. "Es gibt sehr viele Menschen, die sich Personal mieten." Ob im Garten oder im Haushalt. "Es geht dabei aber vermutlich um die, die es sich leisten können."

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