Eine piekfeine Adresse für die Zero-Foundation

Die alten Künstler-Kaschemmen von Piene, Mack und Uecker im Hof der Hüttenstraße 104 sind umgebaut. am Dienstag zieht die Stiftung ein.

Düsseldorf. Otto Piene würde sich vermutlich wundern, wenn er wüsste, was aus seiner Behausung in Düsseldorf geworden ist. Muffig und ärmlich war es in seiner Wohnung im Hinterhof der Hüttenstraße, aber auch gemütlich. Die Decke hing tiefer, vermutlich aus Heizungsgründen. Denn das Quartier der Zero-Künstler war so kalt, dass Heinz Mack noch heute fröstelt, wenn er daran denkt, wie er die Winter dort verbracht hat. Nichts mehr vom Milieu der armen Schlucker, die bescheiden waren, bevor sie zu Weltstars wurden. Wenn die Zero-Foundation jetzt dort einzieht, ist das Quartier für eine halbe Million Euro nach allen Regeln der Brandsicherheit und Fluchtwege, der Heizungen und Elektrizität umgebaut worden. Entstanden ist ein schickes Quartier, nicht mehr mit ramponiertem Steinfußboden, sondern mit Stäbchenholzparkett.

Bevor die Zero-Freunde kamen, war Ferdinand Kriwet schon da, der Künstler mit den Sehtexten. Er saß im Kellergeschoss, mit einem eigenen Eingang. Den gibt es nicht mehr, denn dort ist für den Fluchtweg eine stählerne Wendeltreppe installiert. Sie führt bis ins oberste Geschoss, das man theoretisch auch durch die große, hohe Glastür erreichen könnte. Dort werden eines Tages die sechs Wissenschaftler, Archivare und Verwaltungsleute alles, was von Zero übriggeblieben ist, archivieren und im Netz öffentlich machen.

(So sah das Feueratelier mit Piene früher aus: verrußt und verdreckt. )Archivfoto: B. Nanninga))

Respektlos abgerissen ist die blaue Bude, eine abenteuerliche Kaschemme, Marke Eigenbau, in der Otto Piene, immerhin ein hoch dotierter Künstler-Professor am MIT in Boston, bei seinen Heimataufenthalten wohnte. Er musste sich durchschlängeln, um zwischen Bett und Schrank Platz zu finden. Wie er dort atmen und gar schlafen konnte, bleibt den Nachgeborenen ein Rätsel. Schade, dass so ein Detail wie vieles andere einfach platt gemacht wurde. Abgerissen. Verschwunden. Dass Kunst auch aus der Armut heraus entstehen kann, ist heute geradezu unverständlich, wenn nicht gar verpönt.

Immerhin ist das Treppenhaus geblieben. Die Stufen werden etwas verputzt, die Geländer grau gestrichen. Die Wände sind allesamt weiß. Noch huschen die Maler durch die Räume, mit viel Farbe in ihren Bottichen. Als Erstes fertiggestellt ist das ehemalige Uecker-Quartier im Erdgeschoss. Der Nagelkünstler war der Pfadfinder, der die Location entdeckt hatte. Der Raum ist für Wechselausstellungen vorgesehen. Zur Vernissage am 18. Oktober denkt die neue Hausherrin Barbar Könches jedoch an eine Projektion an Wänden und Böden. Mit dem filmischen Bilderbogen will sie an Kunst und Künstler zur Zero-Zeit erinnern.

(Letzte Hand legt ein Maler ans neuerdings nur noch kleine Feueratelier von Otto Piene. Foto: Judith Michaelis))

Der große Raum im ersten Stock, das einstige Atelier von Heinz Mack, wird das Archiv aufnehmen. Dafür wurde eigens ein Raum im Raum errichtet, der mit allen technischen Raffinessen wie Umluft und Temperaturmesser versehen ist, um die Tausende von Fotos, Briefen, Entwürfen, Projektzeichnungen, Einladungen und Plakate aufzunehmen. Die Kunstwerke selbst landen in einem Kunstlager und werden für die jeweiligen Ausstellungen hervorgeholt.

Der Stolz der Stiftungschefin Barbara Könches ist das Feueratelier von Piene in der zweiten Etage. Zu Lebzeiten des Künstlers nahm dieser Raum, in dem Gemälde über raffinierte Brennprozesse hergestellt wurden, die gesamte Fläche ein. Jetzt wurde alles zusammengeräumt und bis zur Eröffnung mit Planen versehen. Das Atelier ist nun halbiert und mit Metallschienen und Glas von den Besuchern getrennt. Nur so kann der Restraum auch für Sitzungen und Ausstellungen mit Werken von Piene, Mack und Uecker genutzt werden.

Derzeit werden am Zollhof 11 150 Kartons und 40 Kisten gepackt. Die Transporter stehen schon vor der Tür.

Info: Vom 18. bis 20. Oktober gibt es mehrere Zero-Aktivitäten und einen Tag der offenen Tür im neuen Quartier der Zero-Stiftung, Hüttenstraße 104.

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