Eine Möhne. . . äh, ja, ist das nicht. . .

Bei jecker Theorie kommt manche Närrin ins Schwimmen.

Düsseldorf. Die erste Ausrede ist auch die einfachste: „Ich bin nicht von hier“, sagt das lila Glücksbärchen Fabienne. „Ich bin aus Stuttgart zu Besuch.“ Catrin, das blaue Glücksbärchen aus Monheim, hat zumindest den Karnevalsgrundkurs belegt: „Eine Möhne ist auf jeden Fall eine Frau.“ Darauf lässt sich aufbauen.

An Altweiber stehen die Frauen im Mittelpunkt. Sie übernehmen die Macht und stürmen das Rathaus. Allen voran die Möhne. Doch was genau ist eine Möhne eigentlich? Das sollten die Frauen und Mädels, die an Altweiber die Straßen bevölkern, doch wissen.

Beim Rathaussturm waren nicht die Möhnen die Ersten im Jan-Wellem-Saal, sondern eine Schar Froschköniginnen gefolgt von den Jacob-Sisters. Und auch später auf der Ratinger Straße sind Aliens, Krümelmonster und Krankenschwestern zu bestaunen — aber keine echten Möhnen. Hanna, Anna und Nina haben sich als 80er-Jahre-Aerobic-Grazien herausgeputzt. Auf die Frage, was denn eine Möhne sei, antworten die drei Frauen Mitte 20 mit fragenden Blicken und einem: „Äh, ist das nicht. . .“ Nein, ist es nicht.

Im Ufer 8 finden sich endlich ein paar kundige Närrinnen. „Ich bin doch selbst eine Möhne“, sagt Erika Gerstenberg und ihre Damen-Clique vom FC Tannenhof stimmt fast ein wenig empört ein: „Wir waren doch beim Rathaussturm dabei.“ Und dann gibt es eine kurze, knackige Lehrstunde in Sachen Altweibertradition: An Karneval ist verkehrte Welt, die Narren haben das Sagen und nicht die Mächtigen. Diese umstürzlerischen Prinzipien lassen sich auch auf die Geschlechterrollen übertragen. Da die alten Frauen früher am wenigsten zu melden hatten, übernehmen eben gerade sie an Altweiber das Zepter. Das Wort Möhne kommt von „Muhme“, was im 19. Jahrhundert im westmitteldeutschen Sprachraum eine ältere verheiratete Frau in dunkler Kleidung mit Kopfbedeckung beschrieb.

Annette, Claudia, Nadja und Daniela sind aus Neuss-Weckhoven nach Düsseldorf gekommen und kennen noch eine andere Möhne-Tradition: „Bei unseren Eltern war das so, dass die Frau sich an Altweiber als Alte verkleidet hat und sich ihrem Mann beispielsweise auf einem Ball erst um Mitternacht wieder offenbarte, indem sie ihre Maske fallen ließ.“ Die Vier sind sich einig: „Schade, dass es so etwas nicht mehr gibt.“

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