Ein wilder Ritt durch die Psyche

Leon Windscheid, Psychologe und „Wer wird Millionär“-Gewinner, macht jetzt auch Kabarett.

Ein wilder Ritt durch die Psyche
Foto: dpa

Die Begeisterung für Wissenschaft und Psychologie merkt man Leon Windscheid sofort an. Der Arzt und Wirtschaftspsychologe hat seine ganz eigene Sicht auf die Psychologie, von der die meisten Menschen, wie er sagt, ein völlig falsches Bild haben. „Bei dem Wort Psychologe denkt jeder sofort an Psychopathen“, sagt der 30-Jährige am Dienstagabend im Zakk bei der Vorpremiere zu seinem Live-Programm, mit dem er in diesem Jahr durch Deutschland touren wird. Dabei könne ein Psychologe einem helfen, zu verstehen, „warum unsere Hirne manchmal nicht so ticken, wie wir möchten“.

Einigen dürfte Windscheid bekannt sein als der elfte Kandidat, der bei Günther Jauchs Quizshow „Wer wird Millionär?“ im Jahr 2015 die Million abräumte. Den Gewinn investierte Windscheid unter anderem in ein Schiff, das er „MS Günther“ taufte und als Eventlocation betreibt. Mit dem Millionengewinn konnte sich der junge Unternehmer auch die Zeit nehmen, ein Buch zu schreiben. Mit dem Bestseller „Das Geheimnis der Psyche“ will Leon Windscheid mit der Angst vor Psychologen aufräumen. Sein neues Bühnenprogramm mit dem Titel „Hey Hirn! Warum wir ticken, wie wir ticken“ könnte den Zuschauern tatsächlich etwas von dieser Angst nehmen, denn Windscheid stellt Zusammenhänge zwischen unserem Handeln und unserer Psyche auf wirklich unterhaltsame Weise dar.

So fragt er sich, wieso wir mit aller Kraft unsere Körper perfektionieren, indem wir ins Fitnessstudio oder zum Schönheitschirurgen gehen, aber den Gang zum Psychologen scheuen. „Psychische Störungen sind Volkskrankheiten und es ist nicht hilfreich, sie zu ignorieren. Jährlich erfüllen 33 Prozent der Deutschen die Kriterien einer psychischen Störung“, so Windscheid.

Mit kleinen Tests stellt er auch sein Publikum auf die Probe und animiert es dazu, die Dinge öfter zu hinterfragen. Die immer schneller voranschreitende Digitalisierung und ihre Begleiterscheinungen hätten erheblichen Einfluss auf unser Gehirn und unsere Psyche: „Wir konsumieren immer mehr Fakten und der Zugang zu diesen Fakten wird immer einfacher. Der Fokus geht verloren und so leben wir in einer Art Hackfleischrealität.“ Wie diese Realität in unserem Hirn entsteht und ob wir eigentlich einen freien Willen haben, erklärt Windscheid wissenschaftlich, aber verständlich, findet auch Zuschauerin Nina Greßhoff: „Leon Windscheid benennt viele anregende Aspekte, die dazu verleiten, über gewisse Dinge anders zu denken. Auch Themen, die für Laien schwer zu verstehen sind, kann er locker begreiflich machen. Dadurch habe ich mich sehr unterhalten gefühlt und sogar etwas gelernt.“

Eine der größten Aufgaben unserer Zeit sieht Windscheid in der Evolution unseres Hirns, das sich eben mit einer Welt auseinandersetzen muss, die sich schneller entwickelt, als je zuvor: „In unserem Hirn wurde seit 300 000 Jahren nicht mehr renoviert. Die Psychologie ist deshalb ein Schlüssel, um sich mit der immer komplexer werdenden Welt auseinanderzusetzen.“

Und Windscheid wird durchaus konkret, wenn es darum geht, Meister über den eigenen Verstand zu werden. Man soll Mut zur Langeweile haben, um seinem Hirn ab und zu eine Pause zu gönnen und sich öfter dem Alleinsein widmen — ganz ohne Handy und soziale Medien.

Mit wissenschaftlichen Themen sein Publikum immer wieder zum Lachen zu bringen, gelingt Windscheid spielerisch. Zuschauerin Nicole Feibel ist begeistert: „Er hat aktuelle Themen auf amüsante aber auch intelligente Art aufgegriffen. Mir hat der Abend unheimlich gut gefallen.“

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