Ein Turnierpferd für St. Martin

Gelassenheit und Gehorsam zeichnen das neue Pferd von St. Martin aus. Heute Abend ist es in der Altstadt im Einsatz.

Ein Turnierpferd für St. Martin
Foto: SL

Wenn heute Abend der große St.-Martins-Zug durch die engen Straßen und Gassen der Altstadt zieht, dann wird der heilige Mann auf einem neuen Ross sitzen: Pezino heißt der rheinländische Wallach und er ist ein Prachtexemplar von Pferd. Der Schimmel ist elf Jahre alt und kommt aus dem Stall von Heinz Witting. Seit 35 Jahren verleiht Witting seine Pferde für Umzüge zu allen Jahreszeiten. Ob Karneval, Schützenfest oder eben St. Martin, stets sind Wittings Pferde aus dem Reitstall im Ratinger Schwarzbachtal mit von der Partie.

Ein Turnierpferd für St. Martin
Foto: Judith Michaelis

„Pezino ist neu bei uns im Stall. Ich habe ihn seit Mai“, berichtet Witting stolz. Pezino ist ein Springpferd und war schon auf vielen Turnieren. Seit er bei Witting steht, sind nun andere Qualitäten gefragt: „Gelassenheit und Gehorsam machen ein gutes St. Martinspferd aus“, sagt Witting und fügt hinzu: „Solche Pferde sind nicht leicht zu bekommen.“

In seinem Reitstall stehen insgesamt 20 Friesen, Kaltblüter und Schimmel, die diese Kriterien erfüllen und Martinszüge begleiten dürfen. „Diese Tiere haben einen guten Charakter, sind ruhig und unerschrocken.“ Und sie haben alle eine Gelassenheitsprüfung abgelegt, denn ohne diese Eignungsprüfung dürfen sie bei Umzügen nicht zum Einsatz kommen.

„Pezino ist ein tolles Pferd, er war beim Schützenfest im Mai als Pferd des Oberst dabei und hat drei Stunden lang auf einer Stelle gestanden“, erzählt er stolz.

Wittings Pferde sind gut trainiert. Sie umgehen Hindernisse, halten Scheinwerferlicht aus, gehen nah ans Feuer ran und bleiben in allen Situationen stets ruhig. Früher bekamen die Pferde vor solchen Einsätzen ein Beruhigungsmittel, doch das sei heute verboten, erklärt Witting. So muss St. Martin auch immer ein geübter Reiter sein: „Diese Pferde sind trotz aller Gelassenheit hochsensibel.“

Engelbert Jäger mimt seit 27 Jahren den heiligen Mann beim großen Zug durch die Altstadt und vertraut seinem Gaul voll und ganz, obwohl er zuvor nie weiß, welches Tier ihm Witting schickt: „Erst eine viertel Stunde vor Beginn bekomme ich das Pferd. Dann ziehe ich den Sattel fest und steige auf.“

Bei der Mantelteilung muss St. Martin alias Engelbert Jäger gar die Zügel ganz aus der Hand geben und loslassen: Dann habe ich in der einen Hand das Schwert und in der anderen den Mantel und der Bettler steht ja auch noch vor dem Pferd, da braucht es ein charakterfestes Pferd.“ Bis jetzt hat immer alles funktioniert. „Unfälle hat es noch nie gegeben, kein Kind ist je unter die Hufe gekommen und noch nie ist ein Pferd durchgegangen“, sagt Detlef Hütten von der Vereinigung der Freunde des Martinsfestes. Er organisiert seit 25 Jahren den größten Martinszug der Stadt mit mehr als 4000 Besuchern in der Altstadt. Beim Zug heute Abend sind insgesamt neun Pferde dabei: Der Bischof, die Herolde und die Leibgarde gehören noch zum berittenen Ensemble. Sie reiten auf drei Friesen sowie vier Kaltblütern und der Bischof wird ebenfalls von einem Schimmel getragen.

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