Ein Jahr danach: Das Rauchverbot auf Rheinisch

Nach einem Jahr hat noch kein Wirt wegen des Rauchverbotes kapituliert. Die Stadt kontrolliert nur bei Bedarf.

Düsseldorf. Am 1. Juli vor einem Jahr trat das Nichtraucherschutzgesetz für die Gastronomie in Kraft. Die Wirte befürchteten, dass ihnen die Gäste in Scharen davonlaufen würden, einige wollten sogar aufgeben.

"Tatsächlich ist mir kein Lokal bekannt, dass wegen des Rauchverbots geschlossen hat", erklärt Thorsten Hellwig, Sprecher des Hotel- und Gaststättenverbandes Nordrhein. Umsatzrückgänge seien ihm aber von Restaurants gemeldet worden: "Weil die Gäste nach dem Essen schneller gehen. Dabei verdienen die Gastronomen vor allem an den Getränken."

Tatsächlich wurde ein echtes Rauchverbot auch nie umgesetzt. Zeitgleich mit Inkrafttreten des Gesetzes schossen die Raucherclubs wie Pilze aus dem Boden. Inzwischen ist die Altstadt praktisch ein durchgehender Raucherclub. "Das ist der Wille der absoluten Mehrheit. Obwohl ich das nicht verstehen kann, weil ich selbst Nichtraucher bin", sagt Hans-Peter Schwemin, der Chef vom Schaukelstühlchen. Allein sein Raucherclub hat rund 4.000 Mitglieder.

Kollegen wie die Altstadtwirte Frank Engel oder Peter Klinkhammer haben noch mehr Aktenordner voller Clubmitgliedernamen, die sie bei Kontrollen des Ordnungsamtes auf die Theke legen. Doch das kommt kaum noch vor.

"Wir kontrollieren nur noch bei Bedarf", sagt Michael Zimmermann, kommissarischer Leiter des Ordnungsamtes. Als das Gesetz in Kraft trat, gab es zahlreiche Beschwerden von Gästen, wenn das Rauchverbot nicht eingehalten wurde: "Inzwischen kommt das nur noch vereinzelt." Die 20 Euro Ordnungsgeld seien ausschließlich gegen Raucher verhängt worden, die Zahl der Fälle bewege sich im zweistelligen Bereich. Bei den Wirten habe immer eine Ermahnung gereicht.

Immerhin werde in den meisten Restaurants nicht mehr geraucht. "Das ist auch der überwiegende Wunsch der Gäste", weiß Zimmermann, der einräumt: "Viele Nichtraucher haben sich anfangs wohl einen intensiveren Schutz vorgestellt."

In den meisten Betrieben wird streng nach dem rheinischen Prinzip verfahren. "Bei uns ist das Rauchverbot überhaupt kein Problem", so Peter König, Chef der Hausbrauerei Im Füchschen, "anfangs hatten wir noch einen Raucherbereich in unserem Wintergarten. Aber die Raucher selbst wollten da nicht essen. Inzwischen haben wir eine Raucherschwemme eingerichtet. Das klappt prima."

Ganz andere Probleme hatte mancher Diskotheken-Besitzer. Thorsten Hellwig "Wo nicht mehr geraucht wurde, störten plötzlich andere Gerüche, wie zum Beispiel Schweiß."

Stefan Prill lässt im Stahlwerk seine Gäste selbst entscheiden: "Die Ü30 und Ü40-Partys sind grundsätzlich rauchfrei, weil die überwiegende Mehrheit der Gäste das so möchte. Beim jüngeren Publikum machen wir unseren Club zum Raucherbereich."

Und was sagt Oberbürgermeister Dirk Elbers zu der rheinischen Umsetzung des Rauchverbotes? "Wenn junge Leute unterschreiben sollen, dass sie Rauchen positiv sehen, finde ich das schon ein bisschen problematisch."

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