Ein hintergründiger Lyriker im Adagio

Gabriele Leporatti begeisterte bei der klassischen Soirée auf der Königsallee.

Das Niveau unter den jungen Solisten der Rubinstein-Akademie steigt stetig. Das hat sich herumgesprochen. Und so sind die Konzerte, in denen Lehrer und Studenten der Privat-Hochschule ihr Können demonstrieren, sehr gut besucht. So auch Sonntag bei der „Klassischen Soirée auf der Kö“, als Gabriele Leporatti im Kammermusiksaal des Intercontinental-Hotels knapp 100 Besucher mit Werken der Früh- und Spät-Romantik begeisterte.

Charmant, humorvoll und informativ moderiert von Olga Zarytovska, ebenfalls einer Nachwuchs-Pianistin und Stipendiatin der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Besonders Schuberts späte C-Moll-Sonate (die erste der drei letzten aus seinem Todesjahr 1828) sind die Sache des preisgekrönten Leporatti, der auch an der Rubinstein-Akademie unterrichtet: Kürzlich erst gab der aus Florenz stammende Pianist wieder in einem Meisterkurs sein pianistisches Können an die nächste Generation weiter — in den Räumen der Akademie in der Altstadt. Im Parterre-Salon des Hotels an der Kö ist die Akustik recht trocken. Doch überzeugt Leporatti — dank eines klaren, kraftvollen Anschlags — in allen Stücken mit gediegener Klangkultur und beweist ein hohes Maß an Musikalität. Nach einem etwas spröden G-Dur-Rondo von Beethoven bringt er die vier Sätze in Franz Schuberts Sonate zum Leuchten und Singen.

Als hintergründiger Lyriker zeigt er sich im Adagio: Wohlige Melancholie strömt in den Klage-Gesängen, ohne aber in Sentimentalität abzudriften. Locker, leicht und technisch brillant gelingen ihm dann die holpernden Sprünge im finalen Allegro. Begeistert reagieren die Zuhörer am Ende auch auf Ravels „La mer“: Hier blinzelt hinter wuchtigen Klavier-Passagen immer wieder leichte Walzer-Ironie auf.

Die Leporattis sind ganz auf Klavier eingestellt: Denn auch Gabrieles Frau — Gesa Lücker - ist Pianistin und Professorin an der Kölner Musikhochschule. Doch nicht in Köln, sondern in Benrath leben die beiden seit sechs Monaten. Und erzählen wie kompliziert es war, zwei Flügel in ihre Altbauwohnung zu transportieren.

Termine: Klassische Soirée auf der Kö, 17 Uhr: 28. Januar 2018: Esmé Quartett, 25. Februar Mariko Nogami, Chiara Biagioli, Mayuko Obuchi, Tickets: im Hotel, Tel. 82851203, Mail: [email protected].

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