Ein großzügiges Geschenk aus Amerika

Die Stiftung Lipchitz spendiert dem Museum Kunstpalast 34 Werke des kubistischen Bildhauers.

Ein großzügiges Geschenk aus Amerika
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Dan und Cary Bronner sind Förderer der Kultur in Düsseldorf. Seit 2015 unterstützen sie die grafische Sammlung im Museum Kunstpalast. Jetzt gab es ihnen zuliebe einen Festakt, denn das Ehepaar hat etwas Unmögliches möglich gemacht: Ein ganzer Raum mit sieben Skulpturen und 27 Zeichnungen von Jacques Lipchitz befindet sich seit zwei Tagen im Palast-Flügel — und zwar als Geschenk. Die Bronners sind nämlich mit Hanno D. Mott befreundet, dem Präsidenten der Lipchitz-Foundation in New York. Von der Stiftung und ihrem Präsidenten kommen die Geschenke. Ein Klassiker der Bildhauerei verstärkt damit die kleine, feine Sammlung des Hauses mit Skulpturen aus den 1920er und 1930er Jahren.

Lipchitz kam 1891 in Druskieniki in Litauen zur Welt, besuchte die Handwerksschule und erlebte 1905 den ersten Pogrom, so dass er die Heimat verließ. Er kam 1908 nach Paris und in Kontakt zur dortigen Szene. 1910 befreundete er sich mit Modigliani, 1913 führte ihn der mexikanische Maler Diego Rivera bei Picasso ein.

Kay Heymer, Spezialist für die Moderne im Kunstpalast, bezeichnet ihn neben Henri Laurens als den wichtigsten kubistischen Bildhauer im 20. Jahrhundert. Was den Kunsthistoriker darüber hinaus interessiert, ist die Entstehung der kapitalen Skulptur „David und Goliath“, deren letztgültiges Modell nun in Düsseldorf steht. Es ist das erste Werk des Künstlers mit einer klaren, antifaschistischen Botschaft. Der kleine David stützt sich auf dem Rücken von Goliath ab, so dass der Kopf des Riesen nach hinten kippt. Die Arme greifen an den Hals, wo er getroffen ist. Und Lipchitz setzt auf die Brust des Goliath das Hakenkreuz.

Diese Skulptur war dem Künstler so wichtig, dass er sie 1940 auf der Flucht über Toulouse nach New York mitnahm. In Amerika wurde er sesshaft und zeigte seine Werke in der Buchholz-Galerie, die später zur Galerie Curt Valentin wurde. 1941 entstand der ausdrucksvolle Kopf des Kunsthändlers in Gips, mit Schellack gefasst. Auch dieses Werk gehört nun dem Museum Kunstpalast. Es ist ein beredtes Beispiel für die Porträtkunst des Künstlers, dem sogar John F. Kennedy Modell saß.

Lipchitz erhielt Retrospektiven in New York und Minneapolis und wurde zweimal zur Documenta eingeladen. Er starb 1973 auf Capri und wurde in Jerusalem beerdigt.

Seine zweite Frau, die gebürtige Berliner Bildhauerin Yulla Halberstadt, gründete die Jacques and Yulla Lipchitz Foundation, die wenige prominente Museen mit Schenkungen beglückt. Auf diese Weise kamen 2013 und 2015 die Werke nach Düsseldorf. Dan Bronner finanzierte den ersten Transport, die Freunde des Museums den zweiten. Das Museum revanchierte sich, indem es die Modelle aufwendig sanieren ließ, die nun in einem Kabinett im zweiten Obergeschoss zu bewundern sind.

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