Ed Sheeran: Geisel spielt auf Zeit — einen Plan B gibt es nicht

Die Stadtspitze vertagt die Entscheidung über das Großkonzert auf den 27. Juni — doch die Chancen auf eine Mehrheit bleiben gering. Die 85 000 Fans interessiert vor allem: Was wird aus meinem Ticket?

Ed Sheeran: Geisel spielt auf Zeit — einen Plan B gibt es nicht
Foto: Kusch / dpa

Der drohende Ausfall des Ed-Sheeran-Konzertes am 22. Juli in Düsseldorf lässt Oberbürgermeister Thomas Geisel in die politische Trickkiste greifen. Weil für die heutige Abstimmung im Planungsausschuss keine Mehrheit für die Genehmigung des Großkonzertes in Sicht war, lässt der OB die Sitzung einfach platzen. Vorlage zurückgezogen. Wiedervorlage am 27. Juni. Das Hickhack um das Sheeran-Konzert geht also in die Verlängerung, die 85 000 Karteninhaber müssen noch einmal zwei Wochen warten, bis sie wissen, ob sie den Superstar aus Britannien auf dem Messeparkplatz erleben können oder nicht.

Die Stadtspitze versucht ganz offensichtlich, Zeit zu gewinnen und irgendwie doch noch eine politische Mehrheit für das Spektakel zu zimmern. Am Montagabend hatte sich — nach den Grünen — auch die CDU-Fraktion mit großer Mehrheit auf ein „Nein“ festgelegt. Geisel kommentiert das angesäuert: „Ich bin betroffen über das sich abzeichnende Meinungsbild in der Politik. „Schon über die Grünen habe ich mich gewundert, die alles abgelehnt haben, bevor überhaupt die Pläne und Konzepte vorlagen. Und in der CDU-Fraktion konnten alle Fragen beantwortet, alle Bedenken ausgeräumt werden.“ Insofern gebe es keine sachlichen Gründe für eine Verweigerung der Genehmigung, sondern offenbar nur politische.

Allerdings ist es sehr fraglich, ob eine neue Vorlage, und sei sie noch so umfassend, bis zum 27. Juni bei den Nein-Sagern das große Umdenken auslöst. Erste vertrauliche Statements bei CDU und Grünen bestätigten gestern Nachmittag diese Skepsis. Offiziell begründete CDU-Fraktionschef Rüdiger Gutt das Nein vor allem mit dem „enormen Zeitdruck“: „Das ist unzumutbar und macht eine sorgfältige Prüfung aller Problempunkte in den Unterlagen unmöglich.“ Die Feuerwehr allerdings lobt alle vorgelegten Sicherheitskonzepte, man habe keinerlei Kompromisse oder Abstriche machen müssen, betonte Sprecher David von der Lieth.

Die für die Karteninhaber wichtigste Frage konnte nicht geklärt werden. Was wird aus den bis zu 250 Euro teuren Tickets? Der Konzertveranstalter FKP Scorpio sagt bislang nur, er werde sich nach dem 27. Juni dazu äußern, Michael Brill, der Chef der Stadttochter für die Veranstaltungsflächen, spricht von einem beispiellosen Vorgang, deshalb sei man darauf nicht vorbereitet. Irgendwann ringt er sich zu diesem Satz durch: „Ich gehe davon aus, dass alle ihre Karten zurückgeben können.“

Einen „Plan B“, sprich eine Verlegung des Konzertes in eine Arena, sei es in Düsseldorf oder Schalke, komme nicht in Frage. Die in Stockum sei mit einer Konzert-Kapazität von 42 000 Fans schlicht zu klein. Und zwei Abende hintereinander gäbe Sheerans Tourneeplan nicht her. Der Großteil der Kartenbesitzer stammt übrigens aus dem Ruhrgebiet rund um Essen, wo das Konzert ja ursprünglich stattfinden sollte. Aus Düsseldorf sollen es nur rund 5000 Fans sein.

Brill und Geisel unterstrichen erneut, wie wichtig der neue Open-Air-Park für Düsseldorf als Veranstaltungsort sei. Wenn man im Entertainment-Geschäft in Zukunft wettbewerbsfähig sein wolle, benötige man eine solch gut geeignete Großfläche für Konzerte im Bereich 80 000 plus unbedingt. „Eine Absage für Ed Sheeran würde die Reputation Düsseldorfs allerdings beschädigen“, fürchtet Geisel. Und dazu immerhin äußerte sich FKP Scorpio in Form einer verklausulierten Warnung von Geschäftsführer Folkert Koopmans: „Nur wenn die nötigen Voraussetzungen gegeben sind, können wir Düsseldorf in der kommenden Tourneeplanung auch berücksichtigen.“

Pro und Contra, Seite 18

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