Düsseldorfs exotische Neubürger

Sie gehören nach Amerika oder Afrika. Doch weil’s in Düsseldorf so warm ist, fühlen sich Sittich& Co auch im Hofgarten wohl.

Düsseldorf. Sie krähen, sie sind grün und sie sind wohl Düsseldorfs bekannteste Neubürger: Die Halsbandsittiche, die sich im Südpark niedergelassen haben. Längst bevorzugen die Papageien nicht nur afrikanische Gefilde, auch in der Stadt fühlen sie sich wohl - unter anderem, weil die Winter milder geworden sind.

"Wir treffen aber immer wieder auf einzelne Tiere mit abgefrorenen Zehen", sagt Biologe Norbert Richarz vom Gartenamt. Nicht zufällig seien die Papageien nach Düsseldorf vorgedrungen. Ausgebüxt sind die ersten Vögel vor etwa 20 Jahren aus der Voliere eines Kölner Vogelfreundes.

Seitdem haben sie sich fleißig vermehrt. Etwa 200 Halsbandsittiche leben allein in Düsseldorf. Recht friedlich, die Flora und Fauna in der Stadt bringen die sogenannten Neozoen nicht durcheinander - allenfalls die Apfel-Ernte einiger Kleingärtner leidet unter dem Schwarm.

Manfred Dietrich ist einer dieser Gärtner. Etwa 40 Kilo Apfelreste musste er diesen Sommer in die Tonne werfen. "Die Vögel sind sehr schlau. Sie schicken erst einen Kundschafter. Wenn die Luft rein ist, kommt der Schwarm."

Doch Dietrich ist schlauer. Er vertreibt die Vögel jetzt mit einem Megaphon. "Dreht man den Schalter nach rechts, ertönt eine Sirene - damit habe ich die Vögel verjagt." Dass die Bestände noch weiter zunehmen und die Vögel irgendwann alles kahl fressen, muss Dietrich nicht fürchten. "Bald wird eine Sättigung erreicht sein", sagt Richarz.

Ganz im Gegensatz zu anderen, gefräßigeren Neubürgern. In den Tümpeln und Seen Düsseldorfs räubern Rotwangenschildkröten Fischbrut. Gut zu beobachten sind die scheuen Tiere an schönen Tagen im Hofgarten an der Landskrone, wo sie sich auf der Terrasse des Entenhauses den Schild sonnen.

Etwa 30 Jahre alt und bis zu 35 Zentimeter groß werden die Tiere - wohl mit ein Grund, warum sie von ihren Haltern ausgesetzt werden. Los werden die Düsseldorfer die Schildkröten nicht so schnell. "Dazu müssten wir das Wasser aus den Tümpeln ablassen."

Damit nicht noch mehr Tiere europäische Seen und Tümpel leer fressen, verbietet die EU-Artenschutzverordnung den Handel mit den Schildkröten. Bekommen die Mitarbeiter des Gartenamtes eines der Tiere zu fassen, bringen sie es in eine Auffangstation nach Erkrath.

Vielleicht wird Düsseldorf so irgendwann Schildkröten-frei - wenn sich die Tiere nicht vermehren. Experten gehen davon aus, dass es den mexikanischen Reptilien in Düsseldorf fröstelt und dass sie deshalb keine Eier legen. "Diese Ansicht ist aber umstritten."

Seltener zu Gesicht bekommt man einen pelzigeren Stadtbewohner: den Waschbären. Ursprünglich ist der "Schupp" in Nordamerika beheimatet. "Die Tiere, die hier leben, sind aus Pelztierfarmen geflüchtet", sagt Förster Klaus Düber.

Sicher, ob tatsächlich noch Kleinbären in der Stadt leben, ist er sich nicht. "Die Tiere sind scheu und außerdem nur nachts aktiv. Ich habe selbst lange keinen Waschbären mehr gesehen." In Oberkassel jedoch rückte die Feuerwehr einmal wegen eines Waschbären aus.

Wer dennoch beim Spaziergang im Wald Ausschau nach den Waschbären halten möchte, sollte seinen Blick nicht auf den Weg, sondern in die Baumwipfel richten: "Da kuscheln sie sich zum Schlafen ein."

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