Düsseldorfer Schauspielerinnen in der ARD-Serie „Charité“

Tanja Schleiff und Rosa Enskat spielen in der Fernsehserie „Charité“ mit. Sie sind eng mit der Landeshauptstadt verbunden.

Rosa Enskat (r.) und Tanja Schleiff sind heute um 20.15 Uhr wieder in der ARD zu sehen.

Rosa Enskat (r.) und Tanja Schleiff sind heute um 20.15 Uhr wieder in der ARD zu sehen.

Foto: ARD/Nik Konietzny

Düsseldorf. Die „Charité“ ist ein Knüller. Die neue ARD-Serie über das legendäre Berliner Hospital, die heute zur Primetime um 20.15 Uhr mit der vierten Episode fortgesetzt wird, erzielte in den beiden vergangenen Wochen eine Quote von über acht Millionen Zuschauern. „Fast eine Sensation, zumal für eine Serie, in der es um die Geschichte des Kaiserreichs geht“, freut sich Tanja Schleiff. Die Düsseldorfer Schauspielerin und Lebensgefährtin von René Heinersdorff spielt darin die Wärterin Edith.

Kantig, streng und unnachgiebig ist ihre Rolle, zumal sie von der preisgekörnten Drehbauchautorin Dorothee Schön als Sozialistin bezeichnet wird. Schleiff: „Edith als Sozialistin, die im Kaiserreich noch unter Verdacht stand, bietet nur einen Ausschnitt. Aber sie ist eine besondere Rolle. Denn sie ist eine weltliche Krankenschwester und keine Diakonisse wie die anderen.“

Schleiff, 1973 in Erfurt geboren und in Leipzig aufgewachsen, gehörte in den zwei Interimsjahren im Schauspielhaus unter Günther Beelitz, bevor Wilfried Schulz als Intendant kam, zum festen Ensemble. Jetzt ist sie freischaffend, bekommt zahlreiche TV-Angebote, ist häufig in Krimis auf der Mattscheibe zu sehen. Aber die „Charité“-Serie sei für alle Schauspieler eine außergewöhnliche Herausforderung. Für die in der DDR großgewordene Schleiff kam hinzu: „In meiner Jugend war für uns die Berliner Charité eine Institution.“ Deshalb hat sie sich gefreut, als Regisseur Sönke Wortmann sie 2015 engagieren wollte. „Ich war mit meinem dritten Kind schwanger und musste genau rechnen, ob ich bei Dreh-Beginn überhaupt wieder fit sein würde.“ Gedreht wurde in einem alten Militär-Hospital in Prag. Im Winter 2015/2016. Durch das Gemäuer zogen eisige Winde, erinnert sie sich. „Und das mit einem Säugling, den ich damals noch gestillt habe. Das ist nicht jedermanns Sache,“ schmunzelt sie. So pendelte die dreifache Mutter vier Monate lang zwischen Düsseldorf und der tschechischen Hauptstadt.

An den Drehort Prag erinnert sich auch Rosa Enskat. Sie spielt Emmi Koch, die Frau des berühmten Mediziners Robert Koch. In der Episode heute Abend hat sie ihren großen Auftritt. Denn Koch lässt sich von ihr scheiden. Zu Kaisers Zeiten ein Novum der bürgerlichen Gesellschaft. „Er verlässt sie wegen einer Jüngeren. Wie heute auch,“ resümiert Enskat, die Wilfried Schulz von Dresden mit nach Düsseldorf brachte. „Es war fantastisch zu sehen, wie es damals war, zumal für uns die Charité das renommierteste Krankenhaus war,“ erinnert sich die 1967 in Neubrandenburg geborenen und aufgewachsene Künstlerin. Zufall? Enskats Mutter arbeitete als Hygiene-Krankenschwester am Robert-Koch-Institut.

Emmi Koch sei eine echte Preußin, die für den Ruf ihres Mannes und ihre Familie lebt, sich unter Kontrolle hatte und nie ausrastet, so Enskat. Das passe zur historischen Kostümierung. „In den engen Korsetts lässt sich kaum ein- und ausatmen,“ schmunzelt sie.

Sie interessiert sich sehr für historische Produktionen und nimmt gerne solche Rollen an. So auch in der neuen TV-Serie „Berlin Babylon“, die Ende des Jahres ausgestrahlt wird, u.a. mit Rosa Enskat. Die ersten Folgen der Serie, in der es um 1920er Jahre bis zum Beginn der NS-Zeit geht, wurden gerade fertig gedreht.

Eigentlich kam die in der Berliner Hanns-Eissler-Hochschule ausgebildete Jazz-Sängerin zufällig zum Theater. Und ist als fester Gast für zwei Produktionen im Ensemble. Mehr sei für Enskat, seit 2004 vielbeschäftigte Darstellerin in Film- und Fernsehen, nicht drin. Nach ihrem Auftritt in „Der Idiot“ probt sie derzeit mit Regisseur Robert Wilson für E.T.A Hoffmanns „Sandmann“, das als musiktheatralisches Stück am 20. Mai Premiere in der Baustelle Schauspielhaus feiern wird.

Ihre erste Begegnung mit Wilson. Ein großes Erlebnis sei das für sie. Aber: „Körperlich und emotional eine extreme Herausforderung“, formuliert sie vorsichtig. Darin singt und spielt sie die Mutter von Nathanael, die am Ende wahnsinnig wird. Sie erzählt dem Sohn die grausige Geschichte vom Sandmann, der Kindern die Augen aussticht, wenn sie nicht einschlafen wollen. Neben ihrer Schauspielkunst kommt darin Enskats Stimme zur Geltung. Melodiös seien die Titelsongs, schrämt sie, wie „Surrender“ (ihr Lieblingssong) und „Sunday“. Komponiert von der britischen Popmusikerin Anna Calvi, im Stil von Pop-Poesie. Während der Proben mit Wilson könne sie nichts anderes annehmen. „Er braucht die Schauspieler von morgens bis abends, auch für ausgedehnte Beleuchtungsproben.“ Erst Ende Mai fährt Enskat zum nächsten Dreh, nach Norderney für eine neue „Wilsberg“-Folge.

„Charité“, 4. Episode, heute, 20.15 Uhr, ARD, und die folgenden zwei Dienstage.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort