Ein- und Zwei-Cent-Münzen Düsseldorfer Händler finden das Klimpergeld lästig

In Kleve wurden die Ein- und Zwei-Cent-Münzen aus dem Handel verbannt. Sollte Düsseldorf dem Vorbild folgen? Die WZ hat Händler befragt.

Düsseldorf. Eigentlich kostet das Suppenhuhn 7,96 Euro, doch Carlsplatz-Händler Thomas Hülsmann rundet ganz selbstverständlich ab. „Das handhabe ich seit der Euro-Einführung so“, sagt der 58-Jährige. Er runde ausschließlich auf die Zehnerstelle ab, das sei kundenfreundlich und praktisch. Einige Meter weiter verzichtet auch Christina Stüber von der „Carlsplatzblume“ auf krumme Preise. „Wir haben sie bewusst so festgelegt, dass wir nichts mit Ein- und Zwei-Cent-Münzen zu tun haben“, sagt sie.

Was die Carlsplatz-Händler seit Jahren aus dem Bauch heraus machen, wurde nun in Kleve umgesetzt: Seit Februar runden etliche Händler dort ihre Preise auf Fünf-Cent-Beträge auf oder ab. Sie sind es leid, sich mit dem „Klimpergeld“ herumzuschlagen, das angesammelte Kleingeld zur Bank zu bringen und dafür dann auch noch Gebühren zahlen zu müssen. Denn: In Kleve zahlen Händler aktuell 30 Cent pro Münzgeldrolle.

Gisela und Marco Lorenz vom Arthur-Platz-Shop an der Grabenstraße müssen bislang noch nichts für die Abgabe ihres Kleingeldes zahlen. Dennoch halten sie das Klever Modell für absolut nachahmenswert. „Von mir aus könnten die Ein- und Zwei-Cent-Münzen abgeschafft werden“, sagt Marco Lorenz. Nur wenige Artikelpreise im Laden sind vom Hersteller festgelegt, die meisten Preise bestimmt er selbst. „Und da haben wir darauf geachtet, dass wir keine krummen Endungen haben“, sagt er.

Dennoch sammele sich das Kupfergeld ständig in der Kasse an. „Man bekommt fast den Eindruck, dass die Kunden selbst das Kleingeld los werden wollen“, sagt er. Und seine Mutter ergänzt: „Teilweise verzichten sie sogar aufs Rückgeld, weil sie die kleinen Münzen nicht im Portemonnaie haben wollen.“ Für Marco Lorenz ist die Kosten-Nutzen-Rechnung klar: „Selbst wenn wir durchs Runden eine gewisse Summe verlieren würden, wäre es uns die Arbeitserleichterung wert.“

Auch Peter Heidkamp vom Pfeifenladen an der Schadowstraße schlägt die Hände zum Gebet zusammen: „Ja, bitte: Weg mit dem Klimpergeld.“ Obwohl es in seinem Laden keine krummen Cent-Preise gibt, müsse er sich ständig damit herumschlagen. Seine Ladentheke werde regelmäßig zur „Ablagestation für Cents“. „Die Kasse füllt und füllt sich. Das Geld muss dann zur Bank gebracht werden. Das ist Zeit- und Arbeitsaufwand, der vermeidbar wäre“, sagt Heidkamp. Bislang koste ihn das Einzahlen bei der Bank nichts. „Aber das kann sich ja auch noch ändern.“

Und damit hat er Recht: „So eine Gebühr wird kommen. Voraussichtlich im Laufe dieses Jahres“, sagt Gerd Meyer von der Sparkasse Düsseldorf. Hintergrund ist eine EU-Verordnung, deren Ziel es ist, Münzgeldfälschungen und Beschädigungen besser überprüfen und aus dem Verkehr ziehen zu können. Die dafür anfallenden Zusatzkosten legen die Banken auf die Kunden um.

Wie hoch die Gebühr sein wird, steht noch nicht fest. Ziel sei es aber, den Münzumtausch zu reduzieren. Deshalb blickt Meyer auch interessiert in Richtung Kleve: „Jährlich verarbeiten wir mehrere hundert Tonnen Münzgeld. Das ist eine enorme Herausforderung. Wenn es Wege gibt, das alles besser in den Griff zu bekommen, dann ist das durchaus auch im Sinne der Sparkasse Düsseldorf“, so Meyer.

Der Einzelhandelsverband ist besonders gespannt, wie die Kunden in Kleve reagieren. „Wir warten ab und beobachten, wie es sich in Kleve entwickelt“, sagt Anne Linnenbrügger-Schauer. Kunden in Kleve seien durch die Nähe zu den Niederlanden schon an das Auf- und Abrunden gewöhnt. „Aber es ist fraglich, ob das auch auf der breiten Fläche funktioniert“, sagt sie. Zumal es Handelssegmente gäbe, in denen Kunden durchaus preissensibel sind. „Da sind die Ein- und Zwei-Cent-Schritte entscheidend.“

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