Düsseldorf Düsseldorfer Flüsse in schlechtem Zustand

Der ökologische Zustand der Fließgewässer im Düsseldorfer Stadtgebiet ist größtenteils miserabel.

Düsseldorf: Düsseldorfer Flüsse in schlechtem Zustand
Foto: Roland Weihrauch

Düsseldorf. Sei es der Kittelbach, die Düssel oder gar der Rhein: Düsseldorfs Fließgewässer sind zu großen Teilen in einem sehr schlechten ökologischen Zustand. Das kritisiert der nordrhein-westfälische Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND), der am Wochenende die landesweiten Naturschutztage ausrichtete; die befassten sich mit Themen rund um den Gewässerschutz. Brisant ist das Thema, weil es eigentlich schon seit 2015 keines mehr sein dürfte. Die im Jahr 2000 in Kraft getretene EU-Wasserrahmenrichtlinie schreibt vor, dass Oberflächengewässer schon spätestens vor zwei Jahren ein „gutes ökologisches Potenzial und einen guten chemischen Zustand“ hätten aufweisen müssen. „Das ganze Bundesland hinkt hier den Zielen erheblich hinterher“, kritisiert Gewässer-Experte Christian Schweer vom BUND.

Erfasst wird die Wasserqualität in Flüssen und Bächen regelmäßig vom Landesamt für Umwelt- und Naturschutz. Die Untersuchungen geben zwar im Bereich der chemischen Qualität des Wassers überwiegend grünes Licht; Ausnahmen sind hier nur die Itter und der Garather Mühlenbach mit „mäßiger“ Wasserchemie. Laut Stadt gibt es aber Probleme mit einzelnen Schadstoffen, die die Qualitätsnorm flächendeckend überschreiten würden. Besonders Quecksilber sei nachweisbar, Untersuchungen des Landesamtes zeigen, dass auch Zink in einigen Bächen auftritt. Vereinzelt ist auch Bor nachgewiesen worden.

Gravierendere Defizite zeigt noch die Untersuchung des ökologischen Zustands. Rhein, Hubbelrather Bach, Itter, Hoxbach und der nördliche Arm der Düssel im Bereich Innenstadt werden als schlecht eingestuft. Etwas besser — aber dennoch unbefriedigend — ist die ökologische Qualität von Kittelbach, Schwarzbach und der nördlichen Düssel im Bereich Eller und Vennhausen. Ein gutes oder gar sehr gutes ökologisches Potenzial weist kein Bach im Stadtgebiet auf. Lediglich der Brückerbach in Wersten, die Anger und der Eselsbach weisen mäßige Ergebnisse auf.

Der Grund liegt für Michael Süßer von der Düsseldorfer Kreisgruppe des BUND auf der Hand. „Die Flüsse und Bäche sind in der Stadt zu ganz großen Teilen künstlich angepasst, der Lauf wurde begradigt, an vielen Stellen wurden gar Betonschalen eingesetzt.“ In der Innenstadt wird beispielsweise die Düssel durch Rohre geleitet, unter Häusern und Straßen hindurch. Das führe dazu, dass sich kein Sediment am Boden absetzen könne. Das aber ist die Lebensgrundlage der meisten Organismen im Fluss — „wo kein Sediment ist, werden sich keine Kleinstlebewesen wie Krebse ansiedeln. Die ziehen wieder Fische an, die Nahrungsgrundlage für Vögel sind“, sagt Süßer. Je mehr Organismen in einem Fluss zu finden seien, desto mehr Sauerstoff enthalte das Wasser, werde durchwirbelt und habe so auch eine bessere Qualität.

Bei der Untersuchung der Gewässer wird die biologische Vielfalt im Fluss als wesentlicher Indikator für den ökologischen Zustand gesetzt. Um den jedoch zu verbessern, muss dem Gewässer Raum gegeben werden. Der aber ist in der Stadt knapp. „Eine echte Renaturierung der Flüsse, die dringend notwendig wäre, ist deswegen nur an einzelnen Stellen möglich“, sagt Michael Süßer. In der Urdenbacher Kämpe beispielsweise — die wird auf absehbare Zeit jedoch ein Ausnahmeprojekt bleiben. Maßnahmen wie die Beseitigung von Betonschalen nimmt die Stadt in Angriff; so soll 2018 mit dem Rückbau des künstlichen Flussbetts in der Südlichen Düssel im Bereich Eller und Vennhausen begonnen werden. „Die Behörden bemühen sich“, sagt Gewässer-Experte Christian Schweer, „hinken aber leider hinterher.“ Von den rund 140 Kilometern Bachläufe in Düsseldorf wurden laut Stadt bisher rund 30 Kilometer (21 Prozent) naturnah umgestaltet. Das Ziel sei, bis zum Jahr 2027 ein „gutes ökologisches Potenzial“ auf den gesamten 140 Kilometern zu erreichen.

Auch wenn es sich um größtenteils kleinere Bäche handelt, hätten die spürbare Auswirkungen, beispielsweise aufs Trinkwasser, sagt Schweer. „Mehr als 70 Prozent der Oberflächengewässer sind kleine Bäche, die alle in die Flüsse münden.“ Und aus solchen, hier aus Rheinuferfiltrat, bezieht Düsseldorf Trinkwasser.

Im Rhein habe sich die chemische Qualität im Lauf der Jahre stark verbessert, die ökologische Qualität sei jedoch noch lange nicht gut, bemängelt der BUND. Vor allem die geplante Vertiefung der Fahrrinne im Rhein beobachtet der Verband mit Sorge. „Eine Vertiefung der Fahrrinne führt zu einem Absinken des Wasserspiegels und beeinflusst den Grundwasserstand in Auen und Feuchtgebieten, beispielsweise in der Urdenbacher Kämpe“, warnt der BUND.

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