"Düsseldorfer Appell": Das wache Auge blickt nach vorn

Der „Düsseldorfer Appell“ gegen Rassismus wird 15 Jahre alt, ist aber noch nicht müde. Das "wache Auge" ist ein etabliertes Symbol in der Stadt.

Düsseldorf. Vor 15 Jahren wurde aus der Aktions- eine Dauergemeinschaft: Der "Düsseldorfer Appell", das Netzwerk gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus, entstanden als Reaktion auf die ausländerfeindlichen Ausschreitungen von Hoyerswerda und Rostock 1991. Das "wache Auge" ist seitdem ein etabliertes Symbol in der Stadt und der Appell gedenkt keineswegs, es zu schließen. Freilich liegen die ganz großen Stunden des vom Jugendring getragenen Appells mittlerweile einige Jahre zurück. Zum Beispiel die vom 30. Januar 1993, als sich über 100000 Düsseldorfer zur winterlichen und sehr eindrucksvollen Lichterkette auf der Kö versammelten, um am 60.Jahrestag der nationalsozialistischen Machtergreifung und kurz nach den schlimmen Brandanschlägen von Mölln Flagge gegen Rassismus und Gewalt zu zeigen. Oder der 16. September, als Zehntausende zur Großkundgebung "Mut gegen Rechts" anlässlich eines Aufmarsches von Rechtsradikalen zum Rathaus-Vorplatz kamen.

Hauptsächlich blickt dass "wache Auge" noch immer nach rechts

Aber was macht der Appell jetzt und in Zukunft? Hat er sich überlebt, weil Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit zumindest kein so ganz bedrohliches Thema mehr sind? Volker Neupert, der Koordinator des Düsseldorfer Appells, sieht keine Identitätskrise: "Erstens sind Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus nicht verschwunden. Und zweitens haben wir unser Spektrum deutlich erweitert, ein Schwerpunkt sind Integration und interkultureller Austausch." Der evangelische Stadtsuperintendent Ulrich Lilie formuliert das Ziel so: "Wir müssen für etwas eintreten und zwar dafür, dass jeder Mensch in Düsseldorf, egal welcher Herkunft, erhobenen Hauptes durch die Stadt gehen kann."

Tatsächlich jedoch wendet sich das Gros der vielen vom Appell initiierten Vorträge und Projekte nach wie vor gegen "Rechts". Aufklärung über die Radikalisierung muslimischer Jugendlicher in Düsseldorf, über islamischen Fundamentalismus, der sich gegen alle liberalen Grundsätze in der Stadt wendet, sucht man hingegen leider fast vergebens. Ein Manko immerhin, dass Neupert und seine Mitstreiter erkannt haben.

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