Düsseldorf schlägt Köln beim Poetry Slam

Im Zakk hat die Landeshauptstadt im Duell der Dichter knapp die Nase vorn.

Düsseldorf schlägt Köln beim Poetry Slam
Foto: J. Michaelis

Quirlige Quizmusik säuselt durch die Lautsprecher im Zakk an der Fichtenstraße. Vor der zarten Klangkulisse erklärt ein männlich-weibliches Moderatoren-Duo, Helge Goldschläger und Christiane Brinkmann, die Spielregeln des Abends. Jeweils vier Dichter aus Köln und Düsseldorf tragen ihr Gedicht (Länge: maximal sechs Minuten) vor, eine fünfköpfige Jury vergibt Punkte für die lyrischen Leistungen. Poetry Slam ist beliebt, und so wundert es nicht, dass die große Halle des Zakk mehr als voll war und nicht alle Besucher Sitzplätze ergattern konnten.

Vertreter beider Städte gaben sich mit ihren Versen ein künstlerisches Kopf-an-Kopf-Rennen. Zum Schluss siegt das Düsseldorfer Quartett mit 158 Punkten — für Köln gab es 145 Punkte. Das Ergebnis war nicht nur gemessen in Poesie-Punkten knapp, vor allem die Darbietungsqualitäten unterschieden sich im Städtevergleich nicht wesentlich. Gleichwohl gibt es für Köln eine Revanche: Nach der Hinrunde am Tag der Deutschen Einheit folgt am 20. Februar die Rückrunde in Köln.

Fielen die Leistungsunterschiede beim Städtevergleich gering aus, gab es größere Differenzen innerhalb der Teams: Einige Poetry Slamer genügten sich im Erzählen einer Erlebnisgeschichte. Mal geht es um die Trennung von der einst besten Freundin, mal fehlt der rote Faden, was zu einem diffusen Wortgeklingel führt, dessen tiefere Bedeutung man erraten musste. Die Jury punktete klug, die beiden besten Poeten waren entsprechend in der zweiten Runde: Jean-Philippe Kindler aus Düsseldorf und Sulaiman Masomi aus Köln.

Letzterer ist kein unbeschriebenes Blatt in der Szene. Der 38-Jährige genießt als Autor und Rapper gewisse Prominenz. Sein Sprachwitz sucht an dem Abend seinesgleichen. In seinem Gedicht für die zweite Runde stattet er dem deutschen Wörterbuch einen Besuch ab. Dort findet er zum Leben erwachte Begriffe vor, die miteinander zanken. Ein „todkranker Genitiv“ wankt umher, neben ihm der Dativ lamentierend: „Wem kann man noch vertrauen?“ Der Imperativ befiehlt: „Ruhe im Saal!“ und das Wort „Neger“ rüttelt an den Gitterstäben seiner Zelle und schreit „Lasst mich hier raus!“ Von den virtuosen Wortspielen zeigt sich nicht nur das amüsiert kichernde Publikum begeistert, auch alle Juroren vergeben zum einzigen Mal volle Punktzahl.

Ganz rausreißen kann Sulaiman Masomi das Ergebnis der Gruppe nicht. Die Düsseldorfer ergattern 13 Punkte mehr — auch dank des Sprachwitzes von Jean-Philippe Kindler aus Angermund. In seinem Gedicht „Ich bin smooth“ spielt er einen unglücklich Verliebten, der vorgibt, ganz entspannt mit Zurückweisungen umzugehen. Er müsse nicht ständig auf sein Smartphone starren, um den Status der Angebeteten zu kontrollieren — um es dann doch zu tun und immer hysterischer zu werden.

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