Düsseldorf punktet mit einer guten sozialen Vorsorge

Betreuung: Die funktionierende Stadt ist eine soziale Stadt. Dazu gehören flexible Öffnungszeiten von Einrichtungen – sogar rund um die Uhr.

Düsseldorf. Die Geburtenzahlen sinken, der Fachkräftemangel ist Dauerthema: Die Chancen von Städten und Regionen hängen entscheidend davon ab, ob sich Familien an einem Ort wohlfühlen können und sich deshalb dort ansiedeln. Nur dann punkten die Städte im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte. Konsequenz: Düsseldorf will ein herausragendes Betreuungsangebot für Kinder schaffen.

Im Stadtentwicklungskonzept 2020 (Stek) haben ausreichend Kindergärtenplätze, die Wartezeiten überflüssig machen, und Einrichtungen, die rund um die Uhr geöffnet sind, ebenso Priorität wie die Familienzentren, die auf 150 aufgestockt werden sollen und flächendeckend im Stadtgebiet Hilfe und Unterstützung anbieten - auch am Wochenende. Der Leiter des Stadtplanungsamtes, Richard Erben, erklärt: "Nur wenn familienunterstützende Systeme in den Focus rücken, kann Düsseldorf als lebenswerter Wohnort und attraktiver Arbeitsstandort konsequent weiterentwickelt werden."

Für junge Berufseinsteiger ist die Landeshauptstadt schon lange ein attraktives Pflaster, doch die Statistiker wissen auch, dass junge Familien gerne ins Umland ziehen: "Erst nach Abschluss der Familienphase kehren viele wieder zurück in die Stadt", sagt Erben.

Um diesem Trend entgegenzuwirken, wurde ein Bündel von Maßnahmen geschnürt: Schon in drei Jahren soll die Betreuungsquote für Kleinkinder verdoppelt werden, soll heißen, 35 Prozent aller Düsseldorfer Kleinkinder unter drei Jahren hätten dann einen Platz in einer Kita.

Um einen echten strukturellen Standortvorteil aufzubauen, muss Düsseldorf im bundesweiten Vergleich weiterhin eine Spitzenposition einnehmen. Johannes Horn, Leiter des Jugendamtes, ist überzeugt, dass die "Familienstadt Düsseldorf" gelingt: "Wir sind sehr motiviert und äußerst optimistisch - und erfahren ja auch von Seiten der Politik gute Unterstützung."

Horn will regelmäßig Elternbefragungen durchführen, um bedarfsgerechte Öffnungszeiten der Kindergärten zu ermitteln. Dass Kinder ein attraktives Spielangebot nahe der Wohnung haben, wo sie sich gerne und lange aufhalten, sei zudem immens wichtig. "Wir haben 436 Spielplätze und einen Masterplan, der ihre Qualität sichert", meint Horn. Und dann sind da noch die 43 Familienzentren, deren Zahl bis 2012 auf 83 anwachsen wird und langfristig sogar die Zahl von 150 erreichen soll. "Diese Zentren werden sich weiterentwickeln, ist Horn sicher. "Schon jetzt reicht das Angebot von der pränatalen Vorsorge bis zur Seniorenarbeit.

Ziel ist, dass sich viele Familienzentren zu Mehrgenerationenhäusern entwickeln. "Unser erklärtes Ziel ist die Zusammenführung von Alt und Jung", sagt die stellvertretende Leiterin des Amtes für soziale Sicherung und Integration, Maria Ewers.

Immer mehr Menschen werden älter - und sie wollen sich sinnvoll beschäftigen. Kernpunkt ist die Schaffung von zwölf Dependancen der 19 "zentren plus". Die Angebote im Stadtteil sollen vernetzt werden, um Eigeninitiative und selbstbestimmte Lebensführung zu fördern und einen langfristigen Verbleib in der Wohnung zu ermöglichen.

Im Blickwinkel haben die Planer daher auch eine gute Nahversorgung. Zu dieser altersgerechten Quartiersentwicklung gehören ausreichende Einkaufsmöglichkeiten, soziale Angebote, ärztliche Versorgung und eine gute Anbindung an den öffentlich Nahverkehr. Im Blickfeld stehen hier die Stadtteile Angermund, Garath, Flehe, Volmerswerth und Lierenfeld, weil dort der Anteil der Senioren steigen wird, während für Lörick, Itter, Golzheim und Düsseldorf ein Rückgang der Senioren berechnet wurde.

Der herrschende Fachkräftemangel wird dazu führen, dass in Firmen Kompetenz und Erfahrung an Bedeutung gewinnen. Auf städtischer Ebene soll ein Pilotprojekt gestartet werden mit der Hoffnung, dass auch die Privatwirtschaft ältere Mitarbeiter für eine Weiterbeschäftigung qualifiziert.

In Zukunft wird allerdings die familiäre Unterstützung für Alte abnehmen und daher der Bedarf an professioneller Pflegeleistung steigen. "Die Senioren sollen frühzeitig mit Hilfesystemen durch Beratung vertraut gemacht werden", erklärt Erben.

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