Düsseldorf: Immer mehr Gewalt gegen Pflege und Ärzte

Das Problem der aggressiven Patienten, die ausgerechnet die Menschen bedrohen, die ihnen eigentlich helfen sollen, wird immer größer. Darin sind sich Kliniken einig.

Düsseldorf: Immer mehr Gewalt gegen Pflege und Ärzte
Foto: dpa

Düsseldorf. Im März war ein Arzt in der Notfallpraxis an der Florastraße mit Reizgas und einem Messer angegriffen worden. Der Mediziner konnte damals mit Hilfe eines Kollegen den Angreifer überwältigen. Doch diese Attacke war kein Einzelfall. Während Angriffe auf Polizisten und Beamte zunehmend thematisiert werden, „wurde das Problem der Gewalt gegen Ärzte und Pflegepersonal lange tabuisiert.“ Das sagt Christine Aschenberg-Dugnus, die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion. Weil sie dies ändern möchte, reiste sie am Mittwoch von Berlin nach Düsseldorf und informierte sich in drei Kliniken der Landeshauptstadt.

Die Bundestagsabgeordnete besuchte gemeinsam mit Christine Rachner, Sprecherin der FDP-Ratsfraktion im Düsseldorfer Gesundheitsausschuss, die Notfallambulanzen des LVR-Klinikums in Ludenberg, des Marien Hospitals in Pempelfort und des Universitätsklinikums. Nach den Gesprächen mit den Klinik- und Pflegedienstleitungen zog Christine Aschenberg-Dugnus Bilanz: „Im Marien Hospital und an der Uniklinik haben Pflegekräfte, die Gewalt in der Notaufnahme erfahren haben, bereits gekündigt.“

Für die Juristin ist dies ein Unding: „Wir haben den Fachkräftemangel und müssen die Arbeit der Pflegekräfte mehr wertschätzen, wir müssen uns um sie kümmern.“ Denn die physische Gewalt (Schläge, Würgen, Bisse) und psychische Gewalt (permanente Beschimpfungen) treffe ausgerechnet Menschen, die anderen Menschen helfen wollen.

Doch wie reagierten die Kliniken auf das Problem. Die FDP-Delegation erfuhr, dass es in allen drei Häusern — wie auch bei der Stadt Düsseldorf — ein Deeskalationstraining für die Beschäftigten gebe. Die Bundestagsabgeordnete kann sich deshalb vorstellen, diese Seminare bereits in die Ausbildung der Pfleger zu integrieren. Ebenfalls wird in allen drei Kliniken jeder Fall inzwischen dokumentiert. Das sei wichtig für das Personal, weil es sieht, dass der Konflikt wahrgenommen wird.

Die Fälle von Gewalt gegen die Klinikbeschäftigten würden pro Jahr um durchschnittlich sieben Prozent steigen. Doch sehr viele Vorfälle werden nicht angezeigt. Im Marien Hospital wird bis zu zehn mal im Monat die Polizei alarmiert, wenn jemand in der Notfallambulanz ausrastet. Ratsfrau Christine Rachner sagt: „Wegen der Nähe zur Altstadt und zum Bahnhof kommen hier rund um die Uhr auch viele Suchtkranke hin.“ Doch nicht nur viele von ihnen verhalten sich aggressiv, wenn die Notfallambulanzen überfüllt und Wartezeiten lang sind. Im Marien Hospital und in der Uniklinik soll das Personal deshalb seit neuestem den Patienten mitteilen, wie lange sie bis zur Behandlungen warten müssen und warum dies der Fall ist.

Die FDP-Politiker hoffen zudem auf ein besseres Patienten-Leitsystem. Das Marien Hospital hat festgestellt, dass rund ein Drittel der Patienten mit Bagatellbeschwerden in die Notfallambulanz kommt — und damit lange Wartezeiten verursacht. Viel zu wenig bekannt sei da laut Christine Rachner die Nummer 116117 des ärztlichen Bereitschaftsdienstes. Wer Beschwerden hat, bekommt telefonisch eine Einschätzung, ob er überhaupt eine Klinik aufsuchen muss.

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