Düsseldorf Düssel-Cup: Schwul-lesbisches Turnier feiert Jubiläum

800 europäische Sportler traten am Samstag in der Stadt gegeneinander an und setzten ein Zeichen gegen Homophobie.

Düsseldorf. Manchmal trügt der Schein. Und gelegentlich offenbart ein Blick hinter die bunte Fassade eine in der Tasche geballte Faust. Vor allem dann, wenn Deutschland als durchweg tolerantes Land bezeichnet wird. „Im Sport ist Homophobie leider noch immer sehr präsent“, sagt Götz Fellrath. Er ist Sprecher des Teams, das am Wochenende zum zehnten Mal Sportler aus aller Herren Länder zum Düssel-Cup in der Landeshauptstadt begrüßte.

Dass die Zeit homophober Angriffe noch lange nicht überwunden ist, zeige sich immer wieder. Und zwar vor allem in den unteren Ligen, nicht nur im Profisport. „Von Sportart zu Sportart gibt es große Unterschiede“, sagt Fellrath. Besonders im Fußball und im Eishockey falle es vielen Sportlern schwer, sich als schwul oder lesbisch zu outen. Badminton-Spieler hätten es da wesentlich leichter.

Auch im Volleyball hat Fellrath schon Homophobie gänzlich unsportlicher Art und Weise erlebt. „Es ist noch nicht lange her, dass sich eine andere Mannschaft, größtenteils Katholiken, weigerte, gegen uns anzutreten.“ Die Mannschaft reiste unverrichteter Dinge wieder ab. Und Fellraths schwul-lesbischer Sportverein verstand die Welt nicht mehr.

Drei große Sportvereine dieser Art gibt es im Stadtgebiet. Sie begrüßten am Wochenende insgesamt 800 Sportler aus nahezu allen Ländern Europas. Und damit so viele, wie noch nie in der Geschichte des Düssel-Cups. Der wurde in diesem Jahr auch noch zehn Jahre alt. Reichlich Grund zum Feiern bot das — doch am Samstag stand erst einmal der Sport im Mittelpunkt. An acht verschiedenen Orten in der Stadt wurde den ganzen Tag lang Sport betrieben. Unter anderem im Rheinbad. Rund 200 Schwimmer traten hier gegeneinander an. Willkommen waren selbstverständlich auch heterosexuelle Sportler. „Der Großteil ist aber homosexuell“, erklärte Organisatorin Sabine Sangel.

Es sei keine Seltenheit, dass Sportler teils weit reisen, um an solchen Szene-Sportturnieren teilzunehmen. Aus Prag kam Monika Anderova. Schon zum zweiten Mal war sie beim Düssel-Cup dabei. „Ich genieße die Gemeinschaft“, sagte die 26-jährige ehemalige Profi-Schwimmerin. „In der Szene hält man zusammen, dafür lohnt es sich, weit zu reisen.“ Zusammen mit acht anderen Pragern ist sie nach Düsseldorf angereist. Vier bis fünf solcher Turniere besuche sie im Jahr. „Vor allem in Deutschland seien schwul-lesbische Turniere ein Höhepunkt: „Hier trifft sich die ganze Welt.“ Die europäische Szene schwuler und lesbischer Sportler sei eine der aktivsten weltweit.

Das sehen Hana Kubacova (34) und Joana Calado (23) aus Manchester genau so: „Man unterstützt sich gegenseitig.“ Sie genossen es am Samstag, in der Masse der Gleichgesinnten Sport zu betreiben. „Denn das ist schließlich in allen Ländern das Gleiche. Wen man liebt ist dabei ganz egal.“ Dass nicht alle so denken wie die beiden Engländerinnen, sei leider noch immer Realität, sagt Fellrath. Vor allem in osteuropäischen Ländern. „Deswegen ist es wichtig, dass wir Präsenz zeigen und sichtbar werden.“

Gemeinsam finanzieren die drei Szene-Sportvereine der Stadt, der „VC Phoenix“, die „Düsseldorf Dophins“ und der Frauen-Turnverein „Weiberkram“, in jedem Jahr ein paar osteuropäischen Sportlern die Reise nach Düsseldorf. So war es beispielsweise Monika Anderova möglich, wieder dabei zu sein: „Für mich ist es etwas ganz besonderes, hier unter Gleichgesinnten vollkommen frei Sport treiben zu können.“

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