Düsseldorfer Weihnachten Driving home for christmas ... Aus der Welt zurück nach Hause

Drei Frauen, die für ihren Beruf ihre Heimat verlassen haben, erzählen, warum sie an Weihnachten zurückkehren.

Düsseldorf. Der Song von Chris Rea ist ein Klassiker, weil er für so viele Menschen zutrifft: Die WZ hat mit drei Düsseldorfern gesprochen, die Weihnachten zu Hause feiern.

Franziska Pietsch muss nicht lange überlegen: „Am meisten vermisse ich Familie und Freunde, seit ich in China bin“, sagt sie. „Besonders die Kinder meiner Geschwister. Bei den Kleinen sieht man ganz deutlich, wie schnell die Zeit vergeht.“ Seit einem Jahr lebt sie mit ihrem Verlobten Matthias in Shanghai. Seit August arbeitet sie für das österreichische Außenwirtschaftscenter Shanghai, die österreichische Außenhandelskammer. Bereut hat sie ihren Entschluss, ihrer großen Liebe ins Ausland zu folgen, nicht. Trotzdem vermisst sie ihre deutsche Heimat: „Man weiß schon viele Dinge, die in Deutschland selbstverständlich sind, wieder mehr zu schätzen: saubere Luft und dass man keine Probleme bei der alltäglichen Verständigung hat“, sagt sie und lacht. Zwar komme man in Shanghai auch ganz gut ohne tiefgehende chinesische Kenntnisse zurecht, „aber trotzdem tut es gut, wenn man einfach wieder drauf los reden und alle Schilder und Zeichen lesen kann.“

Am 22. Dezember hat sich die 32-Jährige in den Flieger Richtung Heimat gesetzt. „Die Bescherung findet bei meiner Schwester und ihrem Mann statt. Meine Eltern feiern auch mit und natürlich meine zwei kleinen Nichten. Neu in diesem Jahr ist, dass Matthias und seine Mutter auch dabei sind. Die Tradition haben wir quasi aus Shanghai mitgebracht.“

Ein Besuch des Weihnachtsmarktes steht auch auf dem Programm für die Weihnachtstage. „Ich möchte auf jeden Fall Poffertjes essen. Die habe ich bisher in Shanghai noch nirgendwo gesehen.“ Dabei unterscheide sich die Vorweihnachtszeit in Shanghai gar nicht so sehr von der in Düsseldorf. „Man mag es kaum glauben, aber auch dort gibt es Weihnachtsmärkte mit Glühwein, Crepes und Handwerkskunst. In vielen Restaurants tragen die Kellner sogar Weihnachtmannmützen oder kleine Elchgeweihe“, sagt Pietsch. Die Nanjing Road, eine der größten Einkaufsstraßen Shanghais ist hell erleuchtet mit LED-Schneeflocken und -Eiszapfen.

Das ist aber nicht unbedingt repräsentativ für gesamt China: In großen Städten wie Beijing, Shanghai und Guangzhou ist Weihnachten recht populär, in den kleineren Städten und ländlichen Regionen ist es aber weitestgehend unbekannt. Für die meisten Einwohner handelt es sich nicht um ein religiöses Fest — nur etwa ein bis zwei Prozent der Chinesen sind Christen — sondern um ein Fest, um Freunde und Familien zusammenzubringen.

Auch Svenja Arenz zieht es dieses Jahr in ihre Heimat Düsseldorf. Vier Jahre lang hat sie in London gelebt, 2014 zog sie nach Berlin, um ihr Studium fortzusetzen. „Als ich noch in London wohnte, habe ich es nur einmal geschafft, meine Familie zu Weihnachten in Düsseldorf zu besuchen. Von Berlin aus ist das schon einfacher, worüber ich sehr froh bin“, sagt sie. Für die 29-Jährige ist es wichtig, an Weihnachten bei ihrer Familie zu sein. Das Ende des Jahres hat für sie auch einen symbolischen Charakter: „Man hat viel durchlebt, neue Projekte gestartet, viele Menschen kennengelernt. Man redet und reflektiert gemeinsam, man tankt Energie und setzt Ziele für das neue Jahr.“

Traditionell gibt es bei Familie Arenz Fondue — stundenlang sitzen alle um den Tisch herum. „Das Essen weckt auch Kindheitserinnerungen, weil es jedes Jahr ähnliche Gerichte gibt. In der Kindheit hatte Weihnachten noch einen magischen Charakter.“ Vor dem Essen besucht die Familie den Gottesdienst in der Pauluskirche in Unterrath. „Das ist mir auch sehr wichtig.“

Sarah Visser verbringt das Weihnachtsfest auch in ihrer Heimat — die ist allerdings nicht Düsseldorf. Die 35-Jährige kommt aus Großbritannien. Seit 2004 lebt sie in Deutschland, seit einem Jahr in Düsseldorf. Seit vielen Jahren arbeitet sie mit Kindern, zurzeit in einer Kindertagesstätte. „Ich verbringe fast jedes Weihnachten zu Hause bei meiner Familie in Southend-on-sea“, sagt sie. Schon die Anreise ist für die 35-Jährige ein Höhepunkt im Jahreskalender: „Ich freue mich immer auf den Flughafen. Das erinnert mich an die erste Szene von ,Tatsächlich Liebe’, wenn sich die Menschen wiedersehen und einander in die Arme fallen.“ Angekommen bei ihrem Vater kann sie es kaum erwarten, die eingetroffenen Weihnachtskarten zu lesen. „Bei uns ist es Tradition, eine Karte für jeden Anlass zu schicken, und besonders Weihnachten bekommt die Familie Karten von ehemaligen Arbeitskollegen, Nachbarn und Bekannten.“

Und noch eine Tradition wird im Hause Visser aufrechterhalten: Das Zünden der „Christmas Crackers“. Das sind Knall-Bon-Bons, an denen gezogen wird, bis sie mit einem lauten Knall platzen. Dann kommen ein kleines Geschenk, eine Papierkrone und ein Witz zum Vorschein. „Die Witze sind immer sehr schlecht. So schlecht, dass sie fast wieder gut sind. Aber nur fast. Leute wie mein Vater lachen sich kaputt. Der Rest der Familie verdreht dann nur die Augen“, sagt sie und lacht. Darauf zu verzichten? Unvorstellbar!

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