Düsseldorf Dieser Manager läuft nur barfuß

Seit drei Jahren trägt der Düsseldorfer Christian Schwarze kaum noch Schuhe — wegen Fußschmerzen. Jetzt gibt er auch Workshops.

Düsseldorf. Es ist früher Morgen und fünf Grad unter null, als sich Christian Schwarze auf den Weg zur Arbeit macht. Er trägt Anzug und Mantel wie viele Berufstätige, auf der Strecke zur S-Bahn ist sein Anblick für viele dennoch eine kleine Sensation — denn Christian Schwarze läuft barfuß. Der 46-jährige Düsseldorfer arbeitet im Produktmanagement einer japanischen Firma und läuft in seiner Freizeit Triathlon. Vor Jahren schon wurden bei ihm Senk-, Spreiz- und Plattfüße diagnostiziert — und als die Füße beim Sport zunehmend mehr schmerzen, scheut er weder Kosten noch Mühen und hofft durch zahlreiche Behandlungen, Vermessungen, Spezial- und Karboneinlagen, seine Füße wieder fit zu bekommen.

Doch aller Aufwand bringt den gewünschten Erfolg nicht und so trifft Schwarze vor rund drei Jahren eine zunächst unpopuläre Entscheidung — und läuft fortan barfuß. „Ich hatte eine Dokumentation über das Geheimnis des perfekten Läufers gesehen. Es ging um Kenianer, die schon im Kindesalter barfuß laufen und damit ihre Fußmuskultur gut ausbilden.“ Nach einer Zeit der Umstellung läuft Schwarze ohne Schmerzen — überall, in Städten, die Berge rauf und auch im Schnee, sogar die Zugspitze hat er schon schuhfrei erklommen; verletzt hat er sich nie.

Im Büro schlüpft er zu Meetings in Schuhe ohne Sohlen und bei seinen Klettertouren in den Bergen zieht er auch schon mal Sportschuhe an, die meiste Zeit ist er jedoch ohne Schuhwerk unterwegs. „Es gibt schon Vorbehalte in meinem Umfeld“, räumt Schwarze ein. Doch der freundliche und entspannte Manager kann sie alle entkräften: „Ich höre immer wieder, dass es unhygienisch sei, dabei sind meine Füße weniger dreckig als mancher Fuß im Schuh — und Füße fassen ja nicht alles an.“

Die Vermutung, dass sich bei Schwarze unter den Füßen eine dicke Hornhaut gebildet haben müsse, sei ebenfalls falsch: „Die Füße sind jetzt viel besser durchblutet, deswegen friere ich auch nicht auf dem kalten Boden und die Haut ist lediglich dicker geworden“, erklärt der Barfußläufer.

Freunde und Familie waren anfangs skeptisch, als sie von seiner Absicht hörten: „Sie befürchteten auch, dass ich mir Blase und Nieren erkälte.“ Doch der Freidenker zeigte Mut und setzte seine Entscheidung konsequent durch. Nachahmer haben sich indes bislang kaum gefunden. „Ich möchte jetzt andere Menschen ermutigen, meinem Beispiel zu folgen und mit kleinen Schritten die Welt neu zu erfühlen. Nehmen Sie sich die Freiheit und gehen Sie mal barfuß durch den Garten.“ Füße ohne Schuhsohle müssen sich ständig an den Untergrund anpassen und das stärkt die Muskeln. Werden die vielen kleinen und großen Fußmuskeln kaum noch trainiert, könne das zu Fehlstellungen führen, erklärt Schwarze, der jetzt auch einen Info-Abend und Workshops für Interessierte anbietet.

Barfußlaufen rege zudem die Fußreflexzonen und damit den ganzen Organismus an und regulierten den Blutdruck. Dass auch die Abwehrkräfte und das Herz-Kreislauf-System davon profitieren, habe schon der Gesundheitspfarrer Sebastian Kneipp gewusst. Schwarzes Tipp: Wem das Barfußlaufen zunächst eher als Folter denn als Fitness erscheint, kann ja erstmal konsequent in Socken durch die Wohnung laufen — oder sich mit Fünf-Finger-Schuhen bewegen.

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