Dieser Garten war mal ein Garagenhof

Offene Gartenpforte: Interessierte können am Wochenende vier Anlagen besuchen - unter anderem eine ganz besondere in Flingern.

Dieser Garten war mal ein Garagenhof
Foto: Melanie Zanin

Ingrid Hermann zeigt uns gerade das „Café du Kräh“ im Erdgeschoss des Hauses an der Krahestraße 20, als es von draußen an die Fensterscheibe klopft. „Ach, das ist die Miriam“, sagt die 77-Jährige und öffnet die Terrassentür. Herzlich, wie Freundinnen, begrüßen sich die beiden Frauen, die 45 Jahre trennen, aber eigentlich viel mehr miteinander verbindet. Beide leben in Flingern in einem Komplex von Häusern, in dessen Mitte ein liebevoll gestalteter Garten liegt. Ein besonderer Garten, gepflegt von einer besonderen Nachbarschaft.

Bis vor wenigen Jahren war dort, wo nun Blumen blühen und Gemüse angebaut wird, noch ein Garagenhof. Trist, betoniert, alles andere als naturfreundlich. 2010 fing Hans-Rainer Jonas, dem die Häuser 12 bis 20 an der Krahestraße gehören, dann aber an, diese Häuser sanieren und von außen künstlerisch an Hundertwasser angelehnt gestalten zu lassen. Dabei kam ihm auch die Idee, den Garagenhof in einen Gemeinschaftsgarten umzugestalten. Gesagt, getan.

In Eigenarbeit gestalteten die Nachbarn die 1000 Quadratmeter zwischen Mettmanner Straße und Krahestraße innerhalb von fünf Jahren nach und nach um. Es gibt eine Gemeinschaftswiese, Blumen- und Gemüsebeete, eine Spielecke, eine Terrasse. Hier kommen die Nachbarn oft zusammen, die sich 2013 übrigens auch im Verein „Gute Nachbarschaft“ zusammengeschlossen haben und einiges gemeinsam auf die Beine stellen. In ihrem „Café du Kräh“ etwa, 160 Quadratmeter großen Räumen, in dem sie öffentliche Spiele-, Musik- oder Kreativabende anbieten. Es gibt aber auch ein Car-Sharing oder einen Verkauf von Bio-Gemüse.

Und auch um ihren Garten kümmern sich die Nachbarn gemeinsam. Ganz ohne strenge Regeln oder Dienstpläne, es beteiligen sich auch nicht alle, die dort wohnen. „Wer Zeit hat und mag, mäht den Rasen oder zupft Unkraut“, sagt Ingrid Hermann. Einige Nachbarn haben eigene Beete, die sie ganz nach ihren Wünschen gestalten und um die sie sich allein kümmern.

Jetzt, im Frühling, ist der Innenhof-Garten besonders schön. Überall blüht es in verschiedenen Farben, die Wiese duftet, Hummeln brummen, Vögel zwitschern. „Wir haben hier sogar schon Dompfaffen und Steiglitze gesehen“, berichtet Ingrid Hermann. Die Seniorin lebt bereits seit 1978 an der Krahestraße, kann sich noch gut an die Zeit erinnern, als noch Mauern zwischen den einzelnen Häusern standen, sie ihre Nachbarn gar nicht kannte. „Das ist jetzt ein ganz anderes Lebensgefühl“, sagt sie. „Wir haben hier unser kleines grünes Paradies mitten in der Stadt.“

Am Wochenende möchte der Verein „Gute Nachbarschaft“ seinen Garten auch anderen Interessierten vorstellen und öffnet ihn im Rahmen der Aktion „Offene Gartenpforte“ am Sonntag in der Zeit von 14 bis 18 Uhr. Das „Café du Kräh“ wird am selben Tag von 15 bis 18 Uhr zum Kunstcafé. Im Mittelpunkt stehen Arbeiten von Henri Matisse.

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