Düsseldorf Die Nacht der Museen begeistert die Massen

Nacht der Museen lockte mit Kunst, Kultur und Party: Mit Shuttlebussen, per Bahn oder zu Fuß pendelten 23 000 Besucher zwischen Museen, Off-Räumen und Sammler-Locations.

Der Slammer Sebastian 23 war der Hit im Haus der Architekten.

Der Slammer Sebastian 23 war der Hit im Haus der Architekten.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Die Nacht der Museen fand am Wochenende zum 17. Mal statt — und wieder gab es neue, erstaunte Blicke. „Oh, ist das schön“, entfuhr es dem Pärchen Anna und Gregor, als sie die Äste und Federn, die Vögel und die Schildkröte im Foyer des Kunstpalastes entdeckten, obwohl die Dekoration von Gerda Steiner und Jörg Lenzinger schon seit Jahren dort hängt. In der Mahn- und Gedenkstätte herrschte bei einem älteren Herrn aus Hilden ein mulmiges Gefühl, als er die gruselige Folterkammer dort erstmals betrat. Unter den 23 000 Besuchern befanden sich neben Stammgästen viele Neulinge, die erstmals in die Ausstellungen kamen. Sie alle schworen, im nächsten Jahr wiederzukommen.

Gerolf Schneider hatte sich einen Spickzettel mitgebracht, mit Nummern, was er wo alles sehen wollte. Erstaunlicherweise begannen viele Gäste bei Philara in Flingern und rollten ihren Besuch dann in Richtung Rhein hin auf. Sammlungsleiterin Katharina Klang erklärte den Neugierigen, warum die Künstlerin Alex Grein ihre Handy-Fotos im wasserlöslichen Papier vernichtet: „Sie sollen nicht in den sozialen Netzwerken landen“, sagte sie.

So war die 17. Nacht der Museen in Düsseldorf
12 Bilder

So war die 17. Nacht der Museen in Düsseldorf

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Am anderen Ende der Stadt, im Haus der Architekten, ließ der Wort-Akrobat Sebastian 23 seine Texte ins Foyer auf eine große Leinwand übertragen, wo die Menge sitzend und stehend, auf Treppen und auf dem Boden jubelte. Seine kürzeste Story: „Ein Einbeiniger stellt einem anderen Einbeinigen ein Bein, so dass beide hinfallen.“

Erstmals machte das Wirtschaftsmuseum am Rhein mit — und wurde überrannt. Damit sich die Video-Kunst aus Kornelimünster gut präsentieren konnte, hatte Kuratorin Elke Kania das Haus mehrere Tage lang auf den Kopf gestellt: „Wir haben das Mobiliar aus den Tagungsräumen in der obersten Etage ausgelagert und die Styropor-Blöcke des Martin Pfeifle 21 Etagen hochgeschleppt, weil sie nicht in die Aufzüge passten.“ Eine Nacht lang dienten sie als Bar-Elemente und Sitzgelegenheiten.

Das Duo Dan Dryer ließ ein Monitor-Bild mit den Betrachtern sprechen, Fabian Heitzhausen eine weiße Scheibe wie zu Zero-Zeiten rotieren. Eine Familie aus Ratingen genoss weniger die Kunst als den ihrer Meinung nach „tollen Fensterblick“ über das nächtliche Düsseldorf.

Im KIT zwischen den Tunnelröhren staunte ein Zehnjähriger über ein Video von Malte Bruns, in dem ein Wadenmuskel vor und zurücksprang. In der Kunstsammlung am Grabbeplatz ging es ernster zu. Jeweils nur 800 Besucher kamen ins Haus, mussten dann allerdings auch noch im Foyer warten, denn zu Dix durften lediglich 200 Neugierige eintreten. Die sahen sich das Gemälde der doch recht korpulenten Kunsthändlerin Johanna Ey belustigt an. Im Heinrich-Heine-Institut prallte eine quengelnde Stimme am Türsteher ab, der aus Sicherheitsgründen niemanden mehr zum Kabarettisten Martin Maier-Bode einließ. Die Bestimmungen waren überall recht streng.

Treppauf und treppab ging es im Film-Museum zu. Doch im Kinoraum herrschte eine wunderbare Ruhe. Mucksmäuschenstill saßen Roger und Philipp, Ina und Lea neben vielen anderen Zuschauern in Reih und Glied, vor sich grüne Zettel mit einem Quiz. Birgit Michel, Mitarbeiterin des Hauses, führte in Kurzfilme mit Liz Taylor, Alfred Hitchcock oder Charlie Chaplin ein und verband ihre Erklärungen mit Fragen zu bestimmten Film-Hunden. Wie Schüler machten die Mitstreiter mit dem Bleistift Kreuzchen. Zum Schluss gab es Preise für diejenigen, die alles richtig beantwortet hatten.

Eine gewisse Ausgelassenheit herrschte im NRW-Forum, wo sich die Gäste nicht nur die Fotos von Peter Lindbergh und Garry Winogrand, sondern auch die Aquarien mit Krebsen, Aalen und Nippes aus Museums-Shops anschauen konnten. „Worauf Künstler so alles kommen“, konstatierte Dörte Fischer aus Düsseldorf.

Ein Lob galt der Rheinbahn: Unermüdlich zwängten sich die Fahrer mit ihren Bussen durch die Altstadt, um die provisorischen Haltestellen zu bedienen.

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