Konzert Diego El Cigala in der Tonhalle: Gefühlsausbrüche in Moll

Der Flamenco-Sänger Diego El Cigala und sein Pianist Jaime Calabuch präsentierten sich in ihrem Konzert in der Tonhalle mit einer bis zur Schmerzgrenze aufgeladenen Gefühligkeit.

Konzert: Diego El Cigala in der Tonhalle: Gefühlsausbrüche in Moll
Foto: Anya Bartels-Suermondt

Düsseldorf. Der in Madrid aufgewachsene Diego Ramón Jiménez Salazar - Künstlername: Diego El Cigala - hat sich weltweit einen Namen als Flamenco-Sänger gemacht. Der 49-Jährige gewann viele Auszeichnungen, darunter gleich zwei Grammys. Auch in Düsseldorf hat Diego El Cigala eine große Fan-Gemeinde. Kein Wunder, dass sich die Tonhalle bei seinem Auftritt mit seinem Pianisten Jaime Calabuch bestens besucht zeigt.

Der Musikstil lässt sich nicht strikt einordnen. Er bewegt sich zwischen spanischem Flamenco, argentinischem Tango und Jazz und besitzt in seiner bis zur Schmerzgrenze aufgeladenen Gefühligkeit auch einige Prisen vom portugiesischen Fado. El Cigala begann als Straßenmusiker, sang in Peñas (Flamenco-Klubs) und Tablaos (Restaurants) und arbeitete als Begleitmusiker für Flamenco-Tänzer wie Mario Maya, Manuela Carrasco, Cristóbal Reyes und Carmen Cortés.

Auf dem Höhepunkt seiner Karriere entdeckt Diego El Cigala die Vorzüge der Klavier-Begleitung. Seit 2005 ist der aus Barcelona stammende Jaime Calabuch sein treuer Begleiter. In ihrem aktuellen Album „Piano y Voz“ begeben sich die Beiden auf einen Streifzug durch die Welt der Boleros und der lateinamerikanischen und spanischen Balladen.

Dunkler Anzug, weißes Hemd, langes gelocktes Haar und Rauschebart - El Cigala tritt auf wie ein biblischer Prophet, der sich für einen eleganten Abend fein gemacht hat. Es sind Polsterstuhl und ein kleiner Tisch bereitgestellt. Darauf befinden sich ein Glas mit einem gelb-orangefarbenen Getränk und ein Frottiertuch. Unter starkem Beifall betritt der Star das Podium, setzt sich, trinkt erst einen Schluck und benetzt mit dem Getränk auch die Fingerspitzen. Dann beginnt ein Gesang voller Weltschmerz.

El Cigala strebt hohe Töne an und fordert seine Stimme damit heraus. Sie klingt etwas strapaziert und neigt zu Schärfen. Die Verstärkung durch Mikrophon und Lautsprecher bringt das leicht Reibende im Klang kräftiger in den Raum als es empfindlichen Ohren gut tut. Fast alle Stücke sind in Moll-Tonarten gehalten und ähneln sich im Charakter. Hier klagt jemand der Welt sein Leid. Und doch ist viel Rhythmus in der Sache. Daran hat der Pianist seinen Anteil, der das Klavier geradezu in eine ganze Band verwandelt. Calabuch holt viel Klang und Verve aus dem Instrument heraus, und man sieht schon Flamenco-Tänzer vor dem geistigen Auge. Cigala klatscht zum Rhythmus oder schlägt sich im Takt auf die Schenkel. Der Großteil des Publikums zeigt sich hingerissen.

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