Die Zwillinge im Hundesalon

Rita und Monika Münchhofen scheren Pudel. Künstlerin Kate Waters fand die Szene so toll, dass ein Gemälde daraus wurde.

Düsseldorf. Kate Waters (47) liebt Schaufenster. Sie pflegt sie zu fotografieren und als Vorlagen für ihre Bilder zu benutzen. Vor sechs Jahren stieß sie an der Achenbachstraße 150 auf einen Hundesalon, der von eineiigen Zwillingen geführt wird.

Sie erzählt: „Die Frauen sind immer gleich angezogen. Sie sind hart drauf, und der Laden ist total unordentlich. Aber es ist eine sehr schöne Welt. Der eine Hund sah so aus, als wollte er sagen: ,Du kriegst mich nicht.’“ Sie zückte ihre Kamera. In diesem Jahr wurde daraus ihr neuestes Gemälde: „Trop Belle Pour Toi“, „Zu schön für dich.“

Die Hundepflegerinnen Rita und Monika Münchhofen haben bei unserem Besuch jeweils einen Hund fest im Griff. Die Besitzerin des elf Monate alten Cocker Spaniels lobt die Frauen, als sei sie dafür bestellt: „Die Hunde kennen die Zwillinge schon, die brauchen keinen Maulkorb. Sie sind glücklich hier.“

Monika, die Tierpflegerin mit dem Cocker Spaniel, hat als Unterscheidungsmerkmal zu ihrer Schwester eine Zahnlücke. Sie hantiert mit einer gelben Bürste. Rita traktiert einen Rauhaardackel und benutzt eine rote Bürste. Bürsten für Kurz- oder Langhaar, für Unterwolle und für den Schwanz liegen herum.

Die Schwestern sind wortkarg, ganz auf ihre Tiere konzentriert. Immerhin geben sie von ihrem Leben preis, dass sie zusammen leben, zusammen wohnen und zusammen arbeiten. Sogar ihre Hundephilosophie teilen sie: „Hund soll Hund bleiben. Vom Färben des Fells und Lackieren der Fußnägel halten wir nichts.“

Kate Waters war von dem Anblick begeistert. Die Frauen trugen 2005 farbige T-Shirts, die leider inzwischen verschlissen sind. Das Muster sah kunstvoll aus, zumindest auf dem Gemälde ist dies so. Im Regal stehen farbige Beißtiere. Die Künstlerin machte Schnappschüsse.

Doch dann pinselte sie nicht einfach drauflos, sondern machte Schwarz-Weiß-Fotos daraus, collagierte zwei Fotos miteinander, um die Perspektive zu korrigieren. Sie analysierte die Farbtöne. Manchmal benutzte sie sogar eine Lupe dazu. „Man sieht, wie die Farben auseinandergehen. Ich male nicht einfach nur das Foto ab.“

Fotos hängen jahrelang in ihrem Atelier herum. Irgendwann war es dann so weit. Sie begann, das Spektrum der Farben gegeneinander auszuspielen, Lichtkanten zwischen den Farben zu setzen. „Mich interessiert es, Unkunstwelt-Themen in die Kunstwelt zu bringen. Leute in der Küche beim Kochen oder im Hundesalon beim Scheren. Da ist kein Glamour und kein Sex in meinen Bildern“, sagt sie.

Ihre Tochter stand mit ihren Freundinnen vor dem fertigen Bild, und eines der Kinder kommentierte: „Das ist ja ein 3-D-Bild.“ Unrecht hatte das Kind nicht. Nur braucht man keine 3-D-Brille, um Farben und Formen zusammenzubringen.

Diese Zusammenschau besorgt das menschliche Auge, denn um diese Wahrnehmung geht es in der Kunst der Kate Waters. Damit hat sie riesigen Erfolg. Einmal im Jahr stellt sie in der Galerie Voss an der Mühlengasse aus. Da müssen sich die Sammler also sputen, um ein Bild zu ergattern.

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