Traditions-Gaststätte Die Zukunft der Dorfschänke in Niederkassel ist ungewiss

Das Inventar der Gaststätte wird versteigert. Das Insolvenzverfahren wegen Zahlungsunfähigkeit der Pächter ist eröffnet.

Traditions-Gaststätte: Die Zukunft der Dorfschänke in Niederkassel ist ungewiss
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Die Dorfschänke, dieses Kleinod unter den Gaststätten im linksrheinischen Düsseldorf, ist geschlossen. Alle Bemühungen von Pächter und Verpächter erwiesen sich als erfolglos. Man konnte sich über die Konditionen für eine Verlängerung des Pachtvertrags nicht einigen. Daraufhin ordnete das Amtsgericht Düsseldorf das Insolvenzeröffnungsverfahren an. Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde der Düsseldorfer Rechtsanwalt Christian Holzmann von der Kanzlei CMS bestellt.

Ende Mai saßen die letzten Gäste bei launigem Wetter im Biergarten unter den Kastanien. Weil es windig und zugig war, blieben die meisten Tische leer. Am Tag darauf, dem 1. Juni, erfolgte die Betriebsübergabe. Beide Parteien, der Grundstücksbesitzer und Inhaber Heinz Meuser sowie die Pächter Mike van Hauten und Kai Uhrig, gehen getrennte Wege. Der Vertrag mit Heinz Meuser lief über die Drunken Sailor GmbH, mit Kai Uhrig und Mike van Hauten als Geschäftsführer. Der Dritte im Bunde, Michael Künzer, ist mittlerweile verstorben. Van Hautens Schwester übernahm im letzten Jahr das Café Herzogenrath in der Niederkasseler Straße. Die Hautens versprachen sich davon Synergie-Effekte.

Und nun? „Natürlich bin ich traurig“, sagt Kai Uhrig. „Von den hohen Investitionen sehen wir nichts mehr wieder. Wir haben das gesamte Lokal ausgebaut, haben die Küche zum Teil neu erstellt, neue Geräte angeschafft, die Sanitäranlagen komplett erneuert. Sogar die beiden Veranstaltungsräume in der oberen Etagen haben wir mit neuen Böden und neuen Wandfarben versehen.“ Einrichtung der Dorfschänke soll online versteigert werden

Viele Anlieger sowie die Tonnengarde haben das Lokal unterstützt. Aber: „Es hat nicht geklappt“, so Uhrig. „Wir haben mit Heinz Meuser noch einmal gesprochen, um etwas mit der Pacht zu machen. Da hat er sich wenig entgegenkommend gezeigt.“ So der Pächter. So viel steht fest: Heinz Meuser hat sich auf einen neuen Mietvertrag nicht eingelassen, angesichts der offenen Pachtzahlungen.

Meuser steht während der Übergabe der Dorfschänke am Stromzähler und winkt ab. Zwei Wochen später erklärt er auf die Frage nach der Zukunft der Gaststätte: „Ich weiß es leider immer noch nicht.“ Er bekomme viele Anfragen, auch solche, die eine andere als eine gastronomische Nutzung mit sich bringen. Immerhin bringt Meuser noch einen Zusatz: „Wir lassen die Einrichtung jetzt online versteigern. Das wird vier bis sechs Wochen dauern.“ Über die Höhe der Forderungen könne er nichts sagen. In der Tat sind die Gläubiger erst jetzt dabei, ihre Forderungen zu beziffern.

Die Situation der Dorfschänke ist schwierig. Die Treidelarbeiter, wie man sie auf der Fassadenmalerei des Hauses in Alt Niederkassel bewundern kann, hätten es heute schwerer denn je. Zwar müssen keine Pferde herhalten, um die Schiffe am Rheinufer stromauf zu ziehen, dafür ist es nicht mehr selbstverständlich, in der Dorfschänke einzukehren. Dazu ist die Konkurrenz zu groß. Immer mehr gut geführte Lokale eröffnen an der Luegallee, die sich zur Schlemmermeile entwickelt.

In Niederkassel ist die Gaststätte „Im alten Bierhaus“ bestens bestellt. Die Schaltstelle des Speckpfannkuchen wurde 1853 von Franz-Wilhelm Meuser und seiner Frau Katharina eröffnet. Heute liegt die Verantwortung bei Andreas Meuser, der erst jetzt wieder das Niederkasseler Dorffest organisierte. Gut läuft auch das Brauhaus Albrecht auf dem Grundstück der Familie Schmittmann. Die Firma feiert im Herbst 200-jähriges Bestehen. Die Dorfschänke wäre die Dritte im Bunde, wenn ihr Besitzer es will. Sie erhielt 1873 ihre Konzession, die man nach Meinung der Anlieger nicht zu leicht aufgeben sollte.

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