Die WG am anderen Ende des Lebens

Demenz ist eine Herausforderung. Der Ansatz der Diakonie ist: eine neue Wohngemeinschaft.

Die WG am anderen Ende des Lebens
Foto: Sergej Lepke

Wenn die Strümpfe im Kühlschrank landen, das Leben durcheinander gerät, das Gedächtnis nachlässt, wenn Menschen, die vorher allein wohnen konnten, das nicht mehr können — dann kann auch eine WG die Lösung sein. Wie die Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz der Diakonie.

In dem Mehrgenerationenhaus in der Flügelstraße soll ab Februar eine neue Demenz-WG eingerichtet werden. Eine solche WG der Diakonie gibt es schon seit dem Sommer in Heerdt. Der Abteilungsleiter für Ambulante Pflege in Düsseldorf, Dirk Krüger, erklärt das Konzept: „Es ist wie eine Studenten-WG, nur dass die Studenten sich selber versorgen. Das müssen die Bewohner hier nicht.“

Die demenzkranken Menschen werden in der Wohngemeinschaft rund um die Uhr von extra ausgebildeten Betreuern versorgt. „Das Betreuungspersonal hat eine spezielle Schulung durchlaufen“, sagt Dirk Krüger. Dement heißt nicht pflegebedürftig: Viele der Betroffenen sind körperlich sehr fit. Eine besondere Herausforderung für das Personal. Denn die Bewohner sollen möglichst eigenständig sein, ohne sich dabei selber in Gefahr zu bringen. Die Betreuer gehen mit den Bewohnern zum Beispiel einkaufen und spazieren. Auch die große Wohnküche soll von allen genutzt werden. „Die Betreuer kochen künftig mit den Bewohnern der WG zusammen in der Gemeinschaftsküche“, sagt Krüger.

In dem Mehrgenerationenhaus ist auch eine Kindertagesstätte untergebracht. „Wir planen schon eine gemeinsame Weihnachtsfeier mit den Kindern und den Bewohnern der Demenz-WG. Menschen mit Demenz haben oft einen seh guten Draht zu Kindern. Das möchten wir fördern. Die Bewohner können zu Ostern Eier bemalen und für die Kinder verstecken. Oder zu Weihnachten musizieren“, sagt Krüger. Von der Dachterrasse des Hauses aus fällt der Blick auf den Außenbereich des Kindergartens: „Die Terrasse soll später noch bepflanzt werden. Von hier aus können die Bewohner die spielenden Kinder sehen.“

Aber auch wenn die an Demenz Erkrankten pflegebedürftig werden, müssen sie die gewohnte Umgebung nicht verlassen. „Wenn der Fall eintritt, kommt der ambulante Pflegedienst und kümmert sich um den Bewohner. So könne die Demenzkranken in der Wohngemeinschaft wohnen bleiben, bis sie sterben“, erklärt Dirk Krüger.

Das Mehrgenerationenhaus ist noch nicht ganz fertig, trotzdem gibt es schon einige Interessenten. Voraussichtlich wird die Wohngemeinschaft Anfang Februar eröffnen. Insgesamt werden elf Menschen mit Demenz in der Wohngemeinschaft wohnen können.

Einer, der die WG für Menschen mit Demenz besichtigt, ist Stephan Magnus. Schon seit einiger Zeit kümmert er sich um einen Bekannten. „Wir suchen nach einer Alternative fürs Wohnen. Allein bleiben kann er nicht mehr und wir schaffen es nicht, ihn ausreichend zu pflegen. Er braucht viel Ansprache und Motivation; diese Wohngemeinschaft wäre der ideale Ort für ihn.“ Auch wenn sein Bekannter noch nicht von der Lösung überzeugt ist, sagt Stephan Magnus: „Probieren kann man es ja mal.“

„Zuhause ist man irgendwann überfordert, die Wohngemeinschaft bietet da eine Lösung“, sagt Petra Schütz, die Leiterin der WG für Menschen mit Demenz. Dabei unternimmt die Wohngemeinschaft viel, um es den künftigen Bewohnern der WG so angenehm wie möglich zu machen: „Unsere Zimmer sind zwischen 16 und 21 Quadratmeter groß, jedes hat ein eigenes Badezimmer und mehrere Ruftasten“, sagt Dirk Krüger. Auch die Gemeinschaftsräume wurden den Bedürfnissen der Bewohner angepasst. So stehen dort Bänke, auf denen sich die Mieter ausruhen können, wenn der Weg zwischen Zimmer und Gemeinschaftsraum zu lang wird. Auch die eigenen Möbel dürfen mitgenommen werden. „Wir möchten es den Bewohnern so angenehm wie möglich gestalten, deswegen können sie das Zimmer mit ihren eigenen Möbeln einrichten. Auch im Gemeinschaftsraum kann zum Beispiel die mitgebrachte Sitzecke stehen“, sagt Krüger. Aber auch die Familien der Bewohner sollen sich in die Wohngemeinschaft einbringen. „Die Angehörigen sollen sich regelmäßig treffen und ihre Anregungen einbringen. So können sie zum Beispiel entscheiden, ob ein Fernseher in der WG stehen soll. Wir stehen beratend zur Seite und setzen die Wünsche am Ende um“, sagt Dirk Krüger.

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