Die verrückte Welt der Preise

Preisunterschiede gibt es beim selben Anbieter schon auf wenigen Metern. Beispiele dafür sind Kamps, McDonalds und die Eisdiele Leonardo.

Düsseldorf. Schnell eine unkomplizierte Kugel Eis im Vorbeigehen — wen der Appetit überkommt, bezahlt gerne ein paar Cent mehr. Oft aber auch ohne zu wissen, dass es wenige Meter weiter das gleiche Produkt für weniger Geld gibt. Die WZ macht den Preisvergleich in der Innenstadt.

Die Eisdiele Leonardo auf der Königsallee im Sevens ist nur eine von vielen, bei denen gilt, je besser die Lage, desto höher der Preis. 1,20 Euro kostet die Kugel Eis im Eingangsbereich des Centers. Nur ein Stockwerk tiefer allerdings, sogar in Sichtweite, hat der Anbieter eine weitere Eistheke. Hier kostet die Kugel allerdings 20 Cent weniger.

„Das wusste ich nicht“, sagt Petra Hoppe, die sich gerade eine Kugel Erdbeereis an der Theke im Eingangsbereich gegönnt hat. „Ich habe die Preise nicht verglichen, obwohl ich gerade unten war.“ Auch Steffen Remke hält ein Hörnchen mit einer Eiskugel für 1,20 Euro in der Hand und wundert sich. Seinen richtigen Namen möchte er nicht in der Zeitung lesen, weil er sich von den Eisverkäufern reingelegt fühlt. „So doof kann man doch eigentlich nicht sein“, sagt er. „Aber das denkt man ja auch nicht, dass es nur wenige Meter entfernt und sogar beim selben Inhaber solche Preisunterschiede gibt.“

Ein weiteres Beispiel für eine lockere Preispolitik sind Bäckereien wie Kamps. Die einzelnen Filialen werden von Franchisenehmern betrieben, die Preise machen die Unternehmer selbst. Die Zentrale in Schwalmtal am Niederrhein gibt lediglich unverbindliche Preisempfehlungen, wie ein Kamps-Sprecher bestätigt. Im Hauptbahnhof sowie auf dem Bahnhofvorplatz kostet ein belegtes Brötchen knapp 2,70 Euro, der Kaffee zwei Euro. Wären Elisa Schulz und ihre Freundin Christine Meier (beide 23) etwa 20 Meter weiter gelaufen, also nur einmal über die Straße, hätten sie sparen können. Denn in der Filiale an der Worringer Straße ist das belegte Brötchen fast 50 Cent billiger und der große Kaffee kostet nur 1,70 Euro, der kleine 1,30 Euro. „Wir haben es eilig, weil unsere Bahn gleich abfährt“, sagt Elisa Schulz. „Auch kennen wir uns hier nicht aus, deswegen habe ich jetzt die erstbeste Bäckerei gewählt.“

Zurück in der Innenstadt. Stichproben bei McDonalds. Auch hier gilt, je besser frequentiert, desto teurer die Produkte. Oder, je höher die Miete, je teurer die Produkte, wie die Inhaber die Preise rechtfertigen. Allerdings fällt auf: bei McDonalds beispielsweise sind vor allem die Bestseller in gut besuchten Restaurants teurer. Der „Big-Mac“ in der Filiale Heinrich-Heine-Allee: 3, 69 Euro. „Big Mac“, Oststraße: 3,49 Euro. Ein Eis „Mc Flurry“ an der Heinrich-Heine-Allee: 2,49 Euro — an der Oststraße: 2,29 Euro. Auch McDonalds-Filialen sind zum Großteil Franchisenehmer. Auch hier gibt die Zentrale eine Preisempfehlung, die die Unternehmer aber nicht wahrnehmen müssen.

Christian Jäger vom Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga): „Das ist das Recht eines jeden Unternehmers diese Entscheidungen für sich und sein Geschäft zu treffen.“ Frei nach dem Motto: Wer’s zu dem Preis kauft, ist selber schuld. Ein Mitarbeiter der Eisdiele Leonardo begründet das teurere Eis im Eingangsbereich mit den Kosten der Außengastronomie, die ja gedeckt werden müssen. Der Inhaber der Kette konnte für eine Auskunft nicht erreicht werden. „Ich werde demnächst mal genauer auf die Preise schauen und vergleichen“, sagt Petra Hoppe. Das Erdbeereis lässt sie sich trotzdem schmecken.

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